Diverse – House of Blues

Das ‚House Of Blues‘ hat neue Mieter, und die lüften nicht nur kräftig durch, sondern bringen auch ganz schön Leben in die Bude. Unters Dach, ‚Too Close To Heaven‘, wie ein Songtitel heißt, ist Cissy Houston gezogen. Die preist auf FACE TO FACE 60 Minuten lang ihren Gott, gänsehauttreibend (das unverwüstliche ‚Amazing Grace‘), swingend (‚Go Where I Send Thee‘) oder auch mal angemessen pathetisch (‚Face To Face‘, ‚He Is The Music‘). Unterstützt wird die stimmgewaltige Gospel-Lady auf diesem zumeist dezent instrumentierten Album von einem 27köpfigen Chor, der die Mauern von Jericho zum Einsturz bringen könnte. Aber wie Gottesdienste halt so sind: auf Dauer tönt es etwas eintönig. Heilig (3 Sterne). Weitaus weltlicher geht’s da schon im Stockwerk darunter zu. Auf Jimmy Rips WAY FAST BLUE wechseln sich derber Bluesrock im Stil der frühen Stones und akustischer Delta Blues ab. Überraschungsgast ist ein gewisser Mick lagger, der auf ‚Insanity Please‘ die backing vocals übernimmt und auf ‚Mojo‘ wunderbar-zurückhaltend die Harmonika beatmet. Mister Rip zeigt derweil ein Händchen für gepflegte Gitarrenarbeit, und Songs schreiben kann der junge auch. Bärig (4 Sterne). Vor dem Nachhauseweg könnte Mick noch schnell einen Blick in die Parterrewohnung werfen, wo es sich Paul Black und die Flip King6 bequem gemacht haben. Auf KING DOLLAR verbeugen sich der Bottleneck-Meister und seine Kumpane immerhin zweimal vor den ‚Glimmer Twins‘ (‚The Last Time‘, ‚Factory Girl‘), zollen Blues-Urahn Robert lohnson den fälligen Tribut (‚Malted Milk‘, ‚Honeymoon Blues‘, ‚Dead Shrimp Blues‘) und pflegen ansonsten mit vorzüglichen Eigenkompositionen ihre bodenständige Bluesvariante. Mitreißende Uptempostücke, gefühlvolle Zwölftakter, zwischendrin mal Akustisches: Alles da und alles gut. Johnny Winter würde den Hut ziehen. Erdig (4 Sterne). Auf der Veranda hat sich unterdessen John Mooney eingerichtet. Den Stuhl lässig AGAINST THE WALL gelehnt, spielt er sich mit seinen Mitmusikanten durch einen überragend-unaufgeregten Set, der phasenweise an den Meister der Subtilität, Ry Cooder, mitunter auch an Little Feat zu Lowell-George-Zeiten erinnert. Auf den neun Eigenkompositionen plus einem Michelle-Shocked-Cover (‚The Bitter Pill‘) ist vornehme Zurückhaltung angesagt. Sparsame Instrumentierung, vertrackte Rhythmen, gut plazierte Breaks und feine Melodien sorgen für spannenden Hörgenuß fernab abgegriffener Blues-Klischees. Luftig (5 Sterne). Die Fete steigt jedoch im Keller, wo die Gales Brothers mit dampfendem Soul-Blues-Rock einheizen. Sly & The Family Stone mal Robert Cray geteilt durch Jimi Hendrix plus lohnny Guitar Watson lautet die Gleichung, die perfekt aufgeht. Ob sie nun mit dem Isley-Brothers-Cover ‚Fight The Power‘ durch Funk-Gefilde groovt, den geschmeidigen Romanties-Hit ‚Talking In Your Sleep‘ aufpoliert, die schon von John Mayall und den Allman Brothers geführte Klage ‚You Don’t Love Me‘ anstimmt oder ihre Partygäste mit explosiven Eigenkompositionen mitreißt: Mit ihrem MEMPHIS LEFT HAND BRAND verwandelt die brodelnde Bruderschaft garantiert jeden Club in eine Sauna. Feurig (5 Sterne).