Diverse – Rolling Stones Rock’n’Roll Circus

Dezember 1968 war’s, als die Stones ein Studio in Nordlondon mieteten, darin ein Zirkuszelt einrichteten, selbiges mit 800 Fans vollstopften und losschlugen zu ihrem vermeintlich ersten Kinohit. Daß dem nicht so wurde, hing damit zusammen, daß Stones-Boß Mick Jagger auch Kumpels wie John Lennon, Eric Clapton, The Who und Marianne Faithful zum Ständchen gebeten hatte: Die brauchten 14 Stunden, um ihre Beiträge einzuspielen, so daß die Stones – sie hätten den Höhepunkt bieten sollen – ihre Darbietung für zu schlapp erachteten. Im Licht von 1997 sieht die Sache so schlecht aber gar nicht aus. Die Stones zeigen sich zwar zum Anfang (‚Jumpin‘ Jack Flash‘) tatsächlich etwas rostig, aber bei ‚Sympathy For The Devil‘ kommt man ganz schön ins Schwitzen, und insgesamt wird klar, daß bei den sechs Songs Spaß über Perfektion Priorität hat, und das ist ja auch mehr denn okay so. Düstere Untertöne schleichen sich allenfalls ein, wenn die Kamera auf den abwesend wirkenden Brian Jones fährt – es war sein letzter Live-Auftritt überhaupt. Anderswo gibt’s zwischen dem Kostümklamauk (Wyman als Clown, Lennon und Jagger im Dialog: „Pleasure to have you here, John.“) vergnügliche Beiträge von Jethro Tüll, The Who (in fetziger Form), Taj Mahal, Marianne Faithfull und The Dirty Mac (Lennon, Clapton, Keith Richards und Mitch Mitchell kredenzen den schrägen ‚Yer Blues‘). Am besten in der Erinnerung bleibt allerdings der Moment, wo Yoko Ono zur Begleitung von The Dirty Mac zweieinhalb Minuten lang ohne Rücksicht auf Tonlage, Tempo und Melodie einfach schreit.