Diverse

They Will Have To Kill Us First

Transgressive/ [PIAS] Coop/ Rough Trade

Der Soundtrack zum Dokufilm über „Malian Music In Exile“ verbindet Traditionen mit Rock- und Funk-Updates.

Welche Rolle Musik in Kriegsgebieten oder terroristisch bedrohten Regionen zukommen kann, hat der große Fela Kuti jahrelang demonstriert. Sein Live-Club „Shrine“ wurde während der Militärdiktatur in Nigeria zum Hotspot für eine Gegenöffentlichkeit, die Kuti und seine Anhänger im Rahmen rauschhafter Live-Shows für sich formulieren konnten. Die aktuellen Themen aus dem Live-Diskurs fanden Nachhall auf Schallplattenveröffentlichungen. Parallelen zur Terrorherrschaft der Dschihadisten im Norden von Mali sind offenkundig, sie begann mit der Scharia und einem Verbot von westlicher Musik 2012, Radio-Stationen wurden zerstört, Instrumente verbrannt, Musiker bedroht.

Ein Künstler erinnert in der Film-Doku „They Will Have To Kill Us First“ daran, dass Songs in diesem Zusammenhang wie eine Zeitung für die Musiker funktionierten. Der 32 Stücke starke Soundtrack zur Doku versammelt solche Songs und das, was Komponist und Gitarrist Nick Zinner (Yeah Yeah Yeahs) an Miniaturen und „Theme“-Tracks mit Radioschnipseln und Field Recordings zwischen die Originalaufnahmen gelegt hat. So entstand ein Album, das den Soundfluss des Mali-Blues aufnimmt und über aktuelle Bands wie Bombino und Songhoy Blues in Rock- und Funk-Crossover weiterspinnt – immer wieder vor dem Klang-Panorama einer sozialen und kulturellen Katastrophe. Die radikalen Islamisten sind zwar vertrieben, aber die Kämpfe dauern an.

Mit der populären Sängerin Khaïra Arby ist eine Künstlerin vertreten, die Musik als Botschaft des Friedens verstanden wissen will. Über allem thront auch auf diesem Album der gute Geist des 2006 verstorbenen Ali Farka Touré, der für Mali das ist, was Fela Kuti für Nigeria bleibt: ein Volksheld, der von den Traditionen in die Moderne führte.