Diverse – Visual Niches 2 :: Die DVD des Monats
Es gibt sie, die guten Videoclips. Leider nicht im Fernsehen. Oder zumindest nur recht selten. Dabei zählt die alte Ausrede, Clips jenseits oder Standardware seien nunmal unbezahlbar, schon lange nicht mehr. Was den meisten Mainstream-Machern fehlt, dürfte kaum das entsprechende Budget sein, eher mangelt es an Unbezahlbarem wie Mut und Phantasie. Visual niches I versammelt 15 Clips unterschiedlicher Machart von 1994 bis 2003, die allesamt eines gemeinsam haben: Hier waren Regisseure, Musiker und Produzenten willens, Klischees zu umschiffen und tatsächlich was fürs Auge zu bieten. Originalität um jeden Preis kann bekanntlich auch furchtbar nerven, doch keine Sorge: In den Visual niches 2 sitzen keine selbstverliebten Kunstfilmehen aus dem avantgardistischen Off, sondern mitunter ganz einfache Beispiele dafür, dass ein Plot schon dadurch ungemein gewinnen kann, wenn man ihn aus einer ungewohnten Perspektive wahrnimmt – eigentlich eine Binsenweisheit. Die traditionell ein großes Peinlichkeits-Potenzial bergende „Ich-komme-aus-dem-Ghetto-bin-ein-harter-Bursche-und-habe-es-deshalb-geschafft“-Nummer, noch immer Gegenstand zahlreicher HipHop-Clips, kann man eben auch wie Matt Kirkby inszenieren, der Roots Manuva als großen Triumphator zurück in die Schule schickt. Großartig auch DJ Shadows hysterisch animierte Hauptdarsteller in „Walkie Talkie“, Amon Tobins gruselig-schönes „4 Ton Mantis“ sowie Deichkind am „Limit“, irgendwo im finstersten Fantasy-Land. Ebenfalls sehenswert: Basement Jaxxs bedrohliche Menschenaffen (im wahrsten Sinne des Wortes) in „Where’s Your Head At“, der nervöse, aggressive Federstrich von T.raumschmieres „Monstertruckdriver‘,‘ Rocko Schamonis „Heart Of Plastic“ und vor allem Consoles richtiggehend liebenswertes „14, Zero, Zero“. Hintergrundinformationen zu sämtlichen Clips, ihren Machern und der Musik liefert das beiliegende Booklet, doch wer will schon lesen, wenn mal was Tolles in der Glotze kommt? Ganz egal, ob Animation, Realfilm oder eine Mischung aus beidem: Hier findet man visuelle Nischen, die man gerne bewohnt. Und das garantiert mehr als einmal.
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