Dixie Chicks :: Taking The Long Way Sony BMG

Der Zeitpunkt war schlecht gewählt: Als Natalie Maines, Sängerin der Dixie Chicks, vor drei Jahren im Rahmen eines Konzertes in London erklärte, ihre Band schäme sich dafür, aus dem gleichen Bundesstaat zu kommen wie der Präsident der Vereinigten Staaten, befand sich das konservative Amerika noch in einem kollektiven Kriegstaumel. Eine beispiellose Welle der Empörung schlug dem Trio daraufhin entgegen, Radiostationen drohten mit Boykott, traditionell orientierte Country-Fans riefen dazu auf, den Konzerten der Damen fernzubleiben. Was folgte, war ein reichlich peinliches Hin und Her aus Entschuldigungen und Bekräftigungen der Ressentiments. Überraschenderweise aber gingen die Dixie Chicks gestärkt aus diesem Konflikt hervor – während ihre Fans, welchen Lagers auch immer, alle Kontroversen zum Trotz dem jüngsten Album des Trios Rekordverkaufszahlen bescheren, gibt sich die Band politischer denn je. So hat denn taking the long way, das erste Album, bei dem die Band für sämtliche Texte verantwortlich zeichnet, einige Aussagen zu bieten, die manchem Konservativen den rot-weiß-blau gefärbten Kamm schwellen lassen dürfte. „Lubbock Or Leave It“ mit Textzeilen wie „Get to heaven now, throwin‘ stones from the top of your rock, thinkin’no one can see, the secrets you hide behind“ ist so ein Stück und ein wunderbar böser wie intelligenter Tritt in Richtung Südstaatenbigotterie. Geradezu mahnend gibt man sich in „I Hope“: „Sunday morning, I heard the preacher say, thou‘ shall not kill, I don’t wanna hear nothin‘ else, about killn’and that it’s God’s will, ‚cause our children are watching us.“ Doch wo die Dixie Chicks in ihren Texten ein neues, durchaus respektables Selbstbewußtsein an den Tag Legen, bleibt musikalisch alles beim Alten: Die Mixtur aus Pop und sämtlicher Ecken und Kanten beraubtem Country ist eingängig und massentauglich wie eh und jeh. Mag diese von Rick Rubin letztendlich auch meisterhaft ins Szene gesetzt sein, hätten ein paar rauhere Klänge taking the long way auch auf der kompositorischen Seite gut zu Gesicht gestanden.

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