DJ Vadim – USSR Reconstruction

Noch mehr Neuigkeiten aus dem DJ-Land. Kühn geschwungene japanische Ornamente, multikulturelles Chaos – die Kapitulation vor dem üppigen Beipackzettel der CD läßt die Rezensentin zum kreativen Kernstück vordringen: zu den 14Tracks auf DJ Vadims neuem Werk, einer eigenwilligen Version der jüngeren russischen Vergangenheit, genannt USSR RECONSTRUCTION. Und was für ein Werk das istl Wo westliche Klangpioniere im Fahrwasser hoppelnder Breakbeats unterzugehen drohen, fängt die eigentliche Reise des Russen in die Welt der elektronischen Experimente erst einmal an. Drum’n‘ Bass verkommt zum reinen Sprungbrett, technische Brillanz wird überflüssig. Mit Hilfe des japanischen DJ Krush – siehe eine Kritik weiter oben – und dem japanischen Prinzip des Shin-Do-Yen holt der“B-boy bastard son of beats“ das erotisierende Knistern von alten Vinyl-Schallplatten zurück auf die sterile, digitale Silberscheibe. Dazu gibt’s französischen HipHop, sphärische Samples und Basslines, die jeden Hobby-Jazzer verzückt die Augen rollen lassen. Das alles verschmilzt bei DJ Vadim zu orgiastischen Collagen – und bleibt dabei dennoch so entspannt und biegsam wie ein frischer Kaugummi. Ob das ganze letzlich etwas mit Bolschewiki, Nikita Chruschtschow oder der Erfüllung von 5-Jahres-Plänen zu tun hat, ist doch eigentlich völlig egal, oder?