Dog Eat Dog – Play Games

Dog Eat Dog gehörten mit ihrem Erstling ALL BORO KINGS zu den definitiven Gewinnern des Jahres 1995. Bei ihren munteren Konzerten ging regelmäßig die Luft in einen flüssigen Zustand über, die Fans veranstalteten Flugübungen wie ungefiederte Falken und erklommen anschließend die Club-Waschbecken, um in ihnen zu duschen. Wenn also eine Band den zuletzt ziemlich entseelten Begriff Crossover nochmal mit neuem Leben füllen kann, dann ist es nicht zuletzt das Sextett aus New York neben den Red Hot Chili Peppers und Rage Against The Machine vielleicht. Und tatsächlich: Auf ihrem neuen Album produzieren Dog Eat Dog kraftvoll Wohlgefälliges für die große Familie durchsetzt mit ekstatischer Energie und den überfallartigen Überraschungsangriffen einer ausgefuchsten Kontermannschaft. So gut wie alle der elf Songs erfüllen gnadenlos ihren Auftrag. Luft anhalten, Augen zu und durch. Das neugestylte Line-Up (Baß, zwei Gitarren, Saxophon, Drums) baut eine lautstark dahindonnernde Phonwand, in der Sänger John Conner herumkraxelt und krakeelt, textlich getragen von leicht nachvollziehbarem Sendungsbewußtsein auf der Basis der political correctness: Wir sind doch alle nur Menschen – und als solche fähig, unsere Umgebung alsbald, jederzeit und ohne viel Federlesens in eine durchgeknallte Monsterparty zu verwandeln. Wenn’s doch nur immer so einfach wäre: Dog Eat Dog mixen und rühren alle Ingredienzien des deftigen Losgehrocks von Metal über HipHop bis hin zum Punk wie enthemmte Zauberlehrlinge zu einem brodelnden Tränklein, von dem nachher keiner mehr so genau weiß, wie’s eigentlich entstanden und wer’s dann gewesen ist. Dabei sind die New Yorker gar nicht mal so große Erfinder, sondern eher begnadete Verwerter, die die Pulverreste des Rock’n’Roll zu einer letzten Explosion bringen. Und es gelingen ihnen nette Songs wie das Bad Religion-artige ‚Rise Above‘ oder ‚Isms‘, die erste, textlich eher schlechte Single-auskopplung wider ideologisches Kästchendenken. Da versteht es sich fast von selbst, daß die Band in ihrer umfassenden Umarmung alles Guten, Wahren, Schönen und Superschnellen auch Gastmusiker wie Ronnie James Dio oder RZA, den Mann hinter dem Wu Tang Clan, mitwerken lassen. Von allem ein bißchen was: Das ist das Credo der sechs Musiker; und ihr Produkt ist immerhin – preiset den Herrn – wesentlich origineller und langlebiger was da zuletzt im Mäntelchen des Crossover dahergestelzt kam.