Dominik Eulberg – Bionik

Die ehrenwerten Versuche der ersten Minimal-Techno-Generation, den deutschen Wald in den 90-er Jahren zu vereinnahmen, dürfen als gescheitert betrachtet werden. Seit Wolfgang Voigts Ambient-Not-Ambient-Projekt Gas wurde der Wald kaum mehr thematisiert in der elektronischen Musik. Was natürlich eine große Schande ist. Dominik Eulberg, Hobby-Ornithologe, Freizeit-Park-Ranger, Naturbürschchen und gesegnet mit einem (echten) Namen, der auch noch große Verbundenheit zu Fauna und Flora ausdrückt, übernimmt seit ein paarjahren diese Aufgabe und baut Naturgeräusche in eine Musik ein, deren Produzenten und Konsumenten an sich weniger mit Biologie, sondern eher mit Chemie zu tun haben wollen. Das dritte Album des Produzenten und DJs aus dem schönen Westerwald in einem Genre, in dem das Album nur der zweitwichtigste Tonträger ist, sieht die Erfüllung des Minimalismus – wie so viele andere elektronische Musiker-nicht darin, den Techno auf einen straigthen Beatzu reduzieren, bionik ist einerseits die sanfte Fortführung des Minimai-Techno der ersten Stunde – „Der Traum vom Fliegen“ klingt wie straight outta Cologne, circa 1996. Andererseits zeigt Dominik Eulberg mit seinem dritten Album, wie künstlerischer Anspruch und hedonistische Erfordernisse in der elektronischen Musik zusammengehen können. Die Tracks sind be-, nicht überladen mit herrlich käsigen Melodien aus der Gründerzeit der elektronischen Popmusik, abenteuerlichen Soundtexturen und verschachtelten, gegenläufigen Beats, aus denen trotz dieser verhaltenen Experimentierfreude eine erhabene, minimalistische Funkyness erwächst („Libellenwellen“). Wir wiederholen uns gerne: In Zeiten, in denen elektronische Musik und Rock allerlei unheilige Allianzen miteinander eingehen, ist die Bedeutung von Alben wie Bionik gar nicht zu überschätzen.

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