Donovan – Slow Down World
Donovan existiert für mich nur in einer begrenzten Zeitspanne: nur so lange, wie seine Lieder für mich noch diesen spontanen Zauber hatten. Jetzt habe ich versucht, mich mit seiner neuen LP anzufreunden, die objektiv betrachtet gar nicht mal schlecht ist, doch für einen alten Donovan-Fan enttäuschend sein muß. Im Prinzip ist er der Alte geblieben, sensibel, sanft, und seine Texte haben wie immer eine Aussage. Doch irgendwie paßt er nicht in diese neue Umgebung. Der Märchenerzähler zwischen typisch amerikanisch arrangierten Playbacks mit dem unvermeidlichen Chor! Der echte Donovan kommt nur noch bruchstückhaft zum Vorschein. Gerade meint man noch, irgendetwas von der ursprünglichen Ausstrahlung zu spüren – dann dreht man die Platte um und wird durch Funk und Bläser böse aufgeschreckt. Besser finde ich da schon den leichten Country-Touch bei „Slow Down World“, doch auch hier ging es anscheinend nicht ohne synthetische Geigen und Chart-verdächtigen Double-Track-Refrain. „Liberation Rag“ tröstet mich wieder: Donovan (fröhlich mit Mundharmonika) beschränkt sich hier auf ein unaufdringliches Ragtime-Piano. Doch so happy scheint er gar nicht zu sein. „Ich war mal bekannt“, heißt es sinngemäß in einem Lied, „der Gefangene in seinem Kerker wird mich verstehen.“ Donovan als Gefangener in seiner Rolle? Donovan, der weltfremde Träumer, der anscheinend mit gemischten Gefühlen die profanen Attribute des Kommerz ausnutzt. Aber er hat natürlich Anspruch auf den Käufernachwuchs – und der kennt den echten, den optimalen Donovan vermutlich gar nicht mehr.