Dr. Rockit – The Music Of Sound
Soviel Funk hatte Apfel essen noch nie. Matthew Herbert sampelt und loopt Geräusche aus der häuslichen Welt, bis sie tanzen. Auch live tritt der Shooting-Star der englischen neuen Elektronik gerne mit Butterbrotpapier ans Mikro, um durch rhythmisches Zerknüllen die Banalität hinter der faszinierenden Welt des Klangs zu illustrieren und dem mysteriösen Lande Elektronik etwas Haptisches entgegenzuhalten. Oder einfach um zu spielen. Denn Herbert ist beileibe kein Hardliner dieser Position. Unter seinem Familiennamen produziert das unermüdliche Talent den momentan feinsten – und keinesfalls ironisch verzerrten – House der Insel und auch als „Wishmountain“ steht die Elektronik im Vordergrund. Nur wenn Herbert in seinen Dr. Rockit-Kittel schlüpft, geht der Forscher mit ihm durch. Dann knistert, klingelt, knackt und kratzt es allerorten und keinesfalls nur als irritierende Zutat zu einem fertigen Stück, sondern durchaus als kompositorisches Element. Dabei bleibt Herbert jederzeit Techniker und alle Geräusche durchlaufen Maschinen, bevor sie sich zueinander fügen. Auch der fertige Beat schaut ab und an vorbei, wenn auch nur, um schneller als erwartet wieder zu verschwinden. So verschachteln sich die Teile in ihrer Schönheit, bis sich daraus Neues ergibt. Das ist durchaus nicht so experimentell abgehoben, wie es sich jetzt anhört, es sei denn, jemand hat mit der neuen Elektronik noch keinerlei Freundschaft geschlossen. Für alle anderen dürfte Dr. Rockit dreierlei Funktion haben: – eine reinigende Erfrischung für das von klebrigen Keyboard-Flächen verstopfte Ohr – eine aufschlußreiche Lehrstunde, wie es auch geht und was alles Musik sein kann und natürlich einen Haufen völlig unintellektualisierten Spaß.
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