Duell am Missouri

Arthur Penn brachte die beiden Topstars der Leinwand erstmals gemeinsam vor die Kamera. In seinem Western „Duell am Missouri“ stehen siech Marion Brando und Jack Nicholson als Widersacher gegenüber. In diesem Film hält ihr Starruhm, was er verspricht. Brando erhielt bereits 1954 seinen ersten Oscar für die Hauptrolle in Elia Kazan’s „Die Faust im Nacken“, den zweiten holte er sich für die Titelrolle des „Paten“ 1973. Dagegen ist Jack Nicholsons Weltruhm noch recht frisch. Seinen ersten, aber sicher nicht letzten Oscar bekam er für die Hauptrolle im Kinorenner dieses Jahres, „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Milos Forman. In seiner 20 Millionen Mark teuren Produktion läßt Arthur Penn die beiden Stars, wie könnte es anders sein, Außenseiter spielen. „Duell am Missouri“ ist ein etwa um 1880 angesiedelter Western. Im Auftrag eines Pferdezüchters jagt der Revolverheld und Kopfgeldjäger Lee Clayton (Marion Brando) eine Bande von Pferdedieben, deren Anführer Tom Logan von Jack Nicholson gespielt wird. Nach und nach rottet Clayton die Bande aus. Er versteht seinen Job als Mission gegen das Böse und trägt oft und gern eine Bibel unter dem Arm, während er einen von Logans Männern abknallt. Der Phantasie des unter Blähungen und Zahnschmerzen leidenden Psychopathen sind keine Grenzen gesetzt. Mal mordet er als chinesischer Kuli verkleidet, mal erscheint er als Farmersfrau. Nur Logan, der Chef der Bande, läßt sich nicht überlisten. Während seine Mannen Pferde stehlen oder von Clayton zur Strecke gebracht werden, mimt er an seinem Aufenthaltsort den Bauern, jätet Unkraut im Gemüsegarten und flirtet sogar mit der schönen Rancherstochter. Beim abschließenden Duell erst soll sich entscheiden, wer der Stärkere bleibt.

Regisseur Penn, der schon mit seinem Western „Linie Big Man“ Aufsehen erregte, will den Westen „so darstellen, wie er wirklich war ohne all die Lügen, Legenden und Mythen. Ich versuche es mit ironischer Distanz…“ (Penn). Deshalb gibt es in seinem Film auch kein einfaches Gut-Böse-Schema, die Grenze zwischen Rechtmäßigkeit und Gesetzlosigkeit ist bei ihm fließend und nicht in Schwarz-Weiß-Kategorien zu fassen. Im „Duell…“ gibt es zwei Protagonisten, beide stehen außerhalb des Gesetzes, doch beide betreiben ein für die Zeit nicht unübliches Geschäft. Penn macht Filme über Außenseiter, weil er sich selbst als solcher fühlt. Billy The Kid („Einer muß dran glauben“, 1958), Bonny und Clyde (1967), Tom Logan sind Gesetzlose, jedoch nicht Anarchisten, die mit Gewalt etwas verändern wollen. Sie brechen das Gesetz, um sich durchzuschlagen, um sich selbst zu erhalten. In diesem Film identifiziert sich Penn am meisten mit dem Pferdedieb Logan, nicht mit dem Kopfgeldjäger Clayton. Ober ihn sagt er „Clayton ist nichts weiter als ein Verrückter — eine Art Polizist, der Amok läuft“. Marion Brando selbst hat viel zur Erschaffung dieses Parts beigetragen. Er kam auf die Idee, daß Clayton in seinen verrückten Masken auftritt. Penn über Brando: „Für mich ist Brando einer der besten und mysteriösesten Schauspieler dieser Tage.“