Eels – Souljacker :: Retro-Radikalitäten: Beck mit Bart

Sein Eels-Orchester hat Rauschebart Mark Oliver „E“ Everett schon wieder in der Ecke geparkt, um an den Anfang seiner vierten Eels-Studio-Platte ein Riff (unter Strom) zu setzen, das schallt, als würden PJ Harvey und Steve Albini wieder ein bisschen miteinander „herummachen“. Tatsächlich macht E mit John Parish herum (also lagen wir mit der Harvey gar nicht so verkehrt). Von einer Frischzellenkur soll nicht die Rede sein, klingt auch blöde. Aber es weht doch ein stärkerer Wind durch E-Hausen. „That’s Not Really Funny“? Mag sein, aber ein Crinsen entlockt einem gleichnamiges Latino-Massaker auf jeden Fall. Entfesselte Mambo-Bläser und eine hoffnungslos übersteuerte elektrische Gitarre fallen in Tom-und-Jerry-Wechselattacken übereinander her. Zwischendurch tanzen Glockenspiel und Orgel Ringelreihen, als ob nichts gewesen wäre. Treue, vielleicht leicht verstörte Freunde der Eels mögen dennoch weiter hören und diese Zeilen bis zum Ende lesen. Dann erfahren sie noch die beruhigende Nachricht, dass die wilde Bratz-Sau mit E nicht komplett durchgegangen ist. Für „Fresh Feeling“ hat er zum Beispiel doch noch ein paar erbauliche Streicher von sich selbst geklaut (aus „Selective Memory“) und arrangiert. Aber auch die großartige Roadmovie-Ballade „Woman Driving, Man Sleeping“, das wehmütige „Bus Stop Boxer“ und das Slacker-Piano-Kleinod „World Of Shit“ kommen nicht ohne diesen Rhythmus aus, bei dem jeder mit muss. Eben noch beruhigte Eels-Freunde müssen im Rezensions-Finale nun noch lernen, mit der Wahrheit zu leben: E klingt definitiv wie Beck. Die stilistische Auswahl, die Radikalität in der Produktion, die Retro-Vorlieben, selbst manche immergrüne Melodie wandelt auf ähnlichen, bewährten Pfaden. Und dann ist noch diese Stimme: oft zum Verwechseln ähnlich. Macht ja nichts.

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