Elliott Murphy – Rainy Seasons

ELLIOTT MURPHY Rainy Seasons

BLUE ROSE/ZOMBA

Schon häufiger entdeckten Kritiker in einem Newcomer das „next big thing“, einen „neuen Elvis/Lennon/Costello“ oder ganz generell „die Zukunft des Rock ’n‘ Roll“. So geschehen auch im Falle Elliott Murphys.der anno 1973 wahlweise zum Nachfolger Bob Dylans und Lou Reeds gekrönt wurde. Er regierte allerdings nur kurz, die Medien und schließlich auch das Publikum verloren das Interesse ebenso schnell, wie sie es ihm ursprünglich entgegen gebracht hatten. Der Singer/Songwriter wurstelte sich fortan durch, veröffentlichte regelmäßig Alben und wurde 1984 gar für einen „New York Music Award“ nominiert-was ja alles gar nicht so schlecht klingt, den ursprünglichen Karriereaussichten aber nun wirklich nicht entspricht. Bis heute nicht, denn der „große Durchbruch“ war Elliott Murphy auch dann nicht vergönnt, als er 1990 zum Amerikaner in Paris mutierte, um in Europa auf vermeintlich offenere Ohren zu treffen. Hört man RAINY SEASONS. Murphys mittlerweile 17. Album, ahnt man auch, warum: Die elf Songs sind gefällig arrangiert und interpretiert, aber konsequent überraschungsarm. Eine Mixtur aus Willy DeVille und Bob Dylan, ohne dabei die Intensität oder Aussagekraft der beiden Genannten zu erreichen. Eindringliche Ausnahme ist der Song „Bullet“, in dem ansatzweise Leidenschaft spürbar wird. Ansonsten gilt: Der neue Bob Dylan ist Elliott Murphy auch heute nicht. Vielleicht auch deshalb, weil der Original-Bob einfach noch nicht alt genug ist.