Elliott Smith – XO

Gerade erst hat sein phänomenales 97er Album EITHER/OR hierzulande – weil mit Verspätung erschienen – begeisterten Kritikerzuspruch (und hoffentlich auch ein paar Käufer) gefunden, da erscheint das erste Werk des Ausnahmekünstlers aus Portland/Oregon auf einem Majorlabel. Gut möglich, daß Katzenberg/Geffen/Spielberg damit ein ähnlicher Coup gelingt wie anno ’96 mit den Eels. Elliott Smith jedenfalls hat mit XO ein ständig in neuen Farben erstrahlendes Juwel geschaffen: Da ist der spartanische Folksong „Tomorrow Tomorrow“ mit seinen himmlischen harmony vocals, der unwiderstehliche „Waltz No. 2“, der pure Beatles-Pop von „Baby Britain“, der auch auf dem „weißen Album“ der Fab Four eine gute Figur gemacht hätte, das rechtschaffen lärmige „Amity“, die Byrds-Magie in „Bottle Up And Explode!“, das fast schon sakrale „Oh Well, o.k.“, ein lakonisches Zwiegespräch zwischen Gitarre und Cello. Wer will, kann aus den Songs die Versponnenheit eines Syd Barrett, die Melancholie eines Nick Drake, vielleicht sogar die Weltenfeme eines Will Oldham heraushören. Wer will, kann derlei Bezugspunkte getrost vergessen.“Everybody cares, everybody understands“, singt Smith – und klingt dabei, als würde ihn diese Erkenntnis grenzenlos erstaunen -, nur um einen Song später klarzustellen: „I didn’t understand“. Hier öffnet einer dem Singer/Songwriter-Genre die Tür zum nächsten Millenium.