Elvis Costello :: Kojak Variety
Wie schon mit dem 1982 erschienenen Country-Album ALMOST BLUE legt der anerkannte Meister des verschrobenen englischen Popsongs ein reines Coveralbum vor. Declan Patrick McManus (Costellos bürgerlicher Name) gräbt „vergessene Lieblingssongs“ von Größen wie den Supremes oder Nat King Cole aus. Aber wer auf untergegangene Perlen hofft, hofft vergebens: die meisten dieser Stücke waren seinerzeit mäßig erfolgreich und sind zu Recht vergessen. Aretha Franklin beispielsweise erreichte mit ‚Running Out Of Fools‘ Ende 1964 lediglich Platz 57 der US-Charts, Liltle Willie lohns ‚Leave My Kitten Alone‘ kam 1959 auf Platz 13 der Black Charts und ‚Days‘ von den Kinks kommt auf ihrer 82er Single-CD ‚Dit Ya‘ nicht ohne Grund erst an dritter Stelle. Viel fataler aber ist, daß Costello bis auf wenige Ausnahmen an die Originale nicht heranreicht. Sparsam instrumentiert und ohne seine Begleitband ‚Attractions‘ eingespielt, läßt z.B. Little Richards ‚Bama Lama Bama Loo‘ Power und vor allem Stimme des Originals schmerzlich vermissen. Das gleiche gilt für die Country-Ballade ‚Must You Throw Dirt In My Face‘, das Costello zwar recht hübsch in den Pop transferiert, dabei aber nie das Original der Louvin Brothers erreicht. Und Randy Newmans Tve Been Wrong Before‘ entwickelt seinen fragilen Charme in der 85er Interpretation von Cilla Black, bei Herrn Costello jedoch ganz und gar nicht. So folgt ein Ärgernis dem anderen. Um authentischen, sparsamen Sound bemüht, mutet KOJAK VARIETY darüberhinaus seltsam schlierig melancholisch an, und man muß befürchten, daß Elvis Costello mit fast 41 an der Schwelle einer sentimentalen Midlife Krise steht. Fazit: Für Musikfreaks ist die von Costello getroffene Auswahl sicher interessant, für alle anderen lautet die Devise: Besorgt Euch lieber die Originale.
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