Elvis

The King

Die DVD zum "Elvis-Jahr" wirft Fragen auf: Machen Genreeinordnungen Sinn? Ist es Rock 'n 'Roll oder Elvis-Musik?

Alleine schon der Titel wieder: The King. Was auch sonst? Sich ohne süffisanten Unterton mit Elvis Aron Presley zu beschäftigen – zumal im „Elvis-Jahr“ zum 30. Todestag – ist ja heute fast unmöglich. Natürlich wurde und wird „der größte Performer aller Zeiten“ von den seltsamsten Leuten vereinnahmt, natürlich geht’s hier ums Weihnachtsgeschäft, natürlich kennt man nahezu alle versammelten Auftritte von den ganz frühen bei Ed Sullivan & Co, bis zum finalen Aloha From Hawaii-Popanz, natürlich sind die „Songs aus der Sun-Zeit die besten“. Jenseits von all den stinklangweiligen „Die-Army-hat-ihn-gebrochen-und-dann-die-belanglosen-Filme-Las-Vegas-war-scheiße-am-Ende-war-er-ein-fettes-Wrack“-Erwägungen bleibt: Diese Hingabe, die Lockerheit, die er sogar noch fast am Schluss auf der 1970er-Tour etwa bei „Suspicious Minds“ ausstrahlte, macht ihm ja wirklich keiner nach. Bis heute. Weshalb es hier eigentlich ausnahmsweise tatsächlich nur um Musikgehen sollte. Ehrenrettung ist genauso fehl am Platz wie Verdammung, aber ohne Extreme und Pathos kommt man kaum aus. Der Mythos Überstrahlte den Menschen mehr als in irgendeinem anderen Fall, der goldene Flügel von Priscilla, der goldene Cadillac-beinahe alles musste ja aus Gold sein. Und auch auf dieser DVD lernt man natürlich nur das Konstrukt kennen. 1972 trat der Mann, der Elvis war, im goldenen (!) Gürtel vor die Presse, um ein Konzert im Madison Square Garden zu promoten, und wir merken: Auch die bis heute gültigen, kontroverse Themen und wirkliche Inneneinsichten aussparenden Standard-Interviewantworten wurden offenbar von Elvis definiert. Frage: „Was halten Sie vom Protest gegen den Vietnamkrieg?“ Antwort: „Ich ziehe es vor, meine politische Meinung für mich zu behalten.“ Auch zu sozialen Themen wollte sich der von Colonel Parker streng beäugte Elvis lieber „nicht äußern“. Schließlich verdiente er zu der Zeit sein Geld im erzkonservativen Las… ups: Es hat keinen Sinn, man entkommt dem Mythos nicht. Aber: was für eine Stimme, was für eine Präsenz. Atemberaubend. www.elvis.com