Embrace – A Glorious Day: Live In Leeds
Es gab eine Zeit, da wurden sie von den englischen Wochenmagazinen über den grünen Klee gelobt, so als wären sie die nächsten Oasis oder The Verve. Und ihr Debüt The Good Will Out aus dem Jahr 1998 ein zweites (Whats The Story) Morning Glory oder Urban Hymns.
Weit gefehlt: Das Quintett aus Huddersfield, West Yorkshire, konnte die hohen Erwartungen nie erfüllen und ging mit seinen nächsten beiden Werken sang- und klanglos unter. Kein Wunder, denn Embrace hatten nie die großen Songs und auch nie den charismatischen Frontmann vom Kaliber Richard Ashcrofts. Sie waren gut gehypter Durchschnitt. Umso verblüffender das Comeback Ende 2004. Ihr viertes Album OUT OF NOTHING entwickelte sich dank der ersten Single „Gravity“ (aus der Feder von Chris Martin von Coldplay) zum Bestseller. Wenn auch nur im Königreich von Fish & Chips, wo die fünf jede noch so monströse Location füllen. Etwa den Millennium Square in Leeds. Auf dem versammeln sich im Juni 2005 fast 6000 Menschen, um zwei Stunden in kollektiver Brit-Pop-Nostalgie zu schwelgen. Mit hymnischen Songs voller Drama, Pathos und Euphorie, aber eben ohne echten Ohrwurm und vor allem ohne Aura. Sänger Danny McNamara ist ein unbeholfener Strahlemann in Jeans und Lederjacke, der sich nicht zu bewegen weiß, durch platte Ansagen („Ich will, daß ihr für mich hüpft“) glänzt und zu allem Überfluß ein erschreckend dünnes Stimmchen hat. Dagegen ist die Band zwar technisch versiert, aber ansonsten ganz genauso unauffällig. Sie spielt leidenschaftslos und steif vor sich hin und fährt zu „All You Good Good People“ ein unsichtbares Sinfonie-Orchester auf. Irgendwie befremdend. Genau wie die Begeisterung der Fans. Die gehen vom ersten bis zum letzten Takt mit. singen, schreien und tanzen sich die Seele aus dem Leib. Da scheint es nichts zu machen, daß der Löwenanteil der 14 Songs aus schmachtenden Balladen besteht und gleich acht Stücke vom aktuellen Album (und nur drei vom Debüt) stammen. Hier wird einfach alles bejubelt, dabei gehen Embrace lediglich in „New Adam New Eve“ ein ganz klein bißchen rockiger zur Sache. Und über das langatmige Bonusmaterial aus drögen Interviews, Video-Clips und einem kurzen Fanfilm hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens. Die Engländer sind eben doch ein merkwürdiges Volk.
www.embrace.co.uk
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