Embrace – If You’ve Never Been :: Britpop

Es ist schon außergewöhnlich mutig, eine Platte mit einem schleppenden Song namens „Over“ zu beginnen und darin sieben Minuten lang über das Ende eines Lebensabschnitts zu lamentieren. Für den Hörer ist das-rein psychologisch gesehen – kein wirklich packender Einstieg. Könnte man inhaltlich noch wohlwollend eine Art Schlussmachen mit der Vergangenheit und ein daraus resultierendes Aufbrechen zu neuen Ufern interpretieren, geht die Rechnung musikalisch betrachtet leider nicht auf. Im Embrace-Universum ist nämlich alles beim Alten geblieben: schöne Melodien, viel Theatralik, melancholische Grundstimmung, schleppendes Midtempo, schläfrige Trompetensounds, keine Höhepunkte. Anstatt eines Neubeginns liefern Embrace einen Verweis auf ihre Vergangenheit. Songs wie „I Hope You’re Happy Now“ oder „It’s Gonna Take Time“ klingen wie die gestreckte Essenz ihrer beiden Vorgängeralben. Dieses Mal erlaubt sich die Band nicht einmal abweichende Ausnahmesongs wie zum Beispiel „One Big Family“ auf dem ersten (THE GOOD WILL OUT) oder „Hooligan“ auf dem zweiten Album (DRAWN FROM MEMORY). Mit Produzent Ken Nelson (Gomez, Badly Drawn Boy) hätten sich Embrace auf eine interessante Fährte begeben können, doch die Platte klingt nicht danach, als wäre der Austausch beider Seiten wirklich konstruktiv gewesen. Danny McNamara singt in „If You’ve Never Been In Love With Anything“ folgendes: „Wenn du nie richtig verliebt in etwas warst, wirst du nie wissen was Liebe ist.“ Recht hat er, aber übertragen auf dieses Album sollte der Satz vielmehr lauten: „Wenn du nie ausprobiert hast, andere Wege in der Musik zu gehen, wirst du immer ans selbe Ziel kommen“- oder besser gesagt: It’s over.

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