Embryo – Rocksession
Cluster, Eroc, Epitaph, Faust, Curu Curu, Harmonia, Jane, King Ping Meh, Novalis: Die Liste der zuletzt wiederveröffentlichten Bands aus dem Katalog des Hamburger Brain-Labels liest sich wie das halbe Who’s Who des Krautrock. In den Kosmos der Jazzrocker Embryo durften Kraut-Fans auch schon via Wiederveröffentlichung einsteigen, doch erst das 1973 auf Brain veröffentlichte Rocksession demonstriert die Palette der musikalischen Möglichkeiten,die sich das deutsch-amerikanische Ensemble in der Rhythmisierung des Rock erarbeitete. Damals war nicht nur deshalb alles allemal und sowieso besser, weil es Dieter Bohlen noch nicht gab und der Begriff „Superstar“ noch nicht inflationär falsch benutzt wurde, es gab auch Menschen wie Christian Burchard, der mit der Band Embryo „Musik von intelligenten, qualifizierten Musikern für intelligente und komplizierte Menschen“ machen wollte. Heute würde das niemand mehr so sagen, weil wir den Ball sicherheitshalber in allen Situationen schön flach halten. In diesen frühen 7Oern aber schössen die Visionen lustig ins Kraut, immerhin eine der wüsten Nachwehen von ’68, und die Musiker von Embryo kehrten 1972 von ihrer „Goethe“-Tournee durch Nordafrika mit einem positiven Kulturschock zurück-Rhythmusdenken,Tonsystem, alles noch einmal auf null gestellt. Diese vier länglichen und langen Tracks markieren den Einzug von Afro-Beats und das Spiel mit rockfernen Harmonien im eh schon offenen Fusion-Sound der Münchner. World music sagt man heute dazu. Das wäre damals niemandem eingefallen. „A Place To Go“ zur Eröffnung des Albums steht Pate für die aktuellen Afro-Beat-Expeditionen 2008.
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