Enik – Without A Bar

Das kommt dann doch eher selten vor: eine Platte, die dich erstmal sprachlos hinterlässt, weil die Musik darauf anfänglich mit nichts, aber auch überhaupt nichts zu vergleichen ist, was du vorher gehört hast. Der Legende nach haben Michael Fakesch und Chris DeLuca von Funkstörung den 23jährigen Sänger und Multiinstrumentalisten Enik aus dem Orchestergraben des Münchner Pathos-Theaters gezogen, um ihn ein paar Tracks auf ihrem aktuellen Album disconnected einsingen lassen – darunter das Glanzstück „Moon Addicted“. Jetzt legt Enik mit withoutabark seine Debüt-EP vor, was nicht seine schlechteste Entscheidung gewesen sein dürfte. Dunkle Streicherarrangements schieben sich in die ungeraden, gecutteten Beats hinein, Melodien nehmen immer dann eine ungeahnte Wendung, wenn du es am wenigsten erwartest, irgendwoher kommt eine wunderbare Pianomelodie und immer wieder Eniks Stimme, die so prägnant, so einzigartig ist, dass du sie Unter tausenden anderen heraushören kannst. „How To Destroy“ ist eine erstaunliche kleine Prog-Oper. Weil hier alles hüpft und springt, weil hier die Tempi wechseln wie nur was, darf man das ruhig mal zappaesk nennen. Und das finale „Diamond City“ ist der lange verschollene Tom-Waits-Track, inkl. Vokalakrobatik und Vaudeville-Arrangement. Elektronische Musik? Ja, aber: In erster Linie ist das große Kunst, große Songwriter- und Arrangierkunst. Frank Zappa, Tom Waits, Funkstörung – schon irgendwie richtig, aber alles nur hilflose Vergleiche, die dazu dienen sollen, eine Musik zu beschreiben, die im Grunde überhaupt gar nicht nicht zu beschreiben ist.