Erdmöbel – No.1 Hits

Kölner Popband machtAlbum mit eingedeutschten Coverversionen internationaler Hits! Bei solchen Neuigkeiten dämmern dem Connaisseur verständlicherweise schlimmste Verdachtsmomente. Die „originelle Coverversion“ als solche istja-zusammen mitdem heldenverehrenden Tribute-Album -einerder gröberen Problemherde des Pop. Der Connaisseur kann beruhigt sein, ja: sich freuen. Für ihre NO. 1 hits haben Erdmöbel keine üeblingslieder ausgewählt und treten so schon mal nicht in die Ehrfurchts-Falle. Gleichzeitig haben sie kein Interesse daran, zum Selbstzweck irgendwelche „witzigen“ Gegensätze – ä la „ABBA imMetal-Sound! Wie crazy ist DAS denn?! -aufzumachen, irgendetwas oder-jemanden zu ironisieren oder vorzuführen. Vielmehr haben sie jeden der zwölf Songs aus fünf Jahrzehnten mit dem gleichen Respekt behandelt, sich „anverwandelt“ und hübsche, eigenwillige Erdmöbel-Songs daraus gemacht. Markus Berges‘ sorgfältige, einfallsreiche Textübertragungen – möglichst nah an Sinn, Inhalt, Spirit des Originals gehalten -kommen ohne Stelzen daher, Ekimas‘ feine Pop-Arrangements bewirken wundersame Mutationen der altbekannten Stücke, wobei lustvoll Überdrehtes (Tom Jones’Brüller“Was geht, Muschikatz“, der Vengaboys-Eurodance-Smasher „Auf und ab“ im pumpenden Hoppe-Hoppe-Reiter-Heimorgel-Sound) zum Liegen kommtzwischen exquisiten Melancholiawie Gilbert O’Sullivans „Wieder allein, natürlich“ und dem herzwringenden Bee-Geees-Cover „Ich machte ’nen Scherz“. In manchen Fällen istdie Leistung die schiere Hörbarmachung-wer hätte gedacht, was für tolle Songs Joan Osbornes „One OfUs“ und das notorische „MmmhMmmh MmmhMmmh“ der Crash Test Dummies sind? Vielleicht der Höhepunktdes Albums istdas „Wagnis“ der Neuinterpretation einer wahren Ikone von Song: Erdmöbels..Riecht wie Teen Spirit“ ist ein meisterliches Kabinettstückchen, von der köstlichen Idee,die berühmte“Dä-dääng“-Quarte-den eigentlichen Primärhook des Songs (das Monsterriff ist hier zum eleganten Schrammelgroove reduziert)-vom Waldhorn bräsig zum Halali blasen zu lassen, bis hin zu Berges‘ Übersetzung etwa des berühmten ,A mulatto, a mosquito …“-Verses mit“ Jene Mücke eine Krücke/eine Lücke/tausend Stücke“, die in grenzgenialer Weise die instabile, morbide Zersplittertheit, die Essenz Cobains aus dem adoleszenten Sturm des ewigen Originals filtert und herübertransportiert, wieder nachvollziehbar macht für die lange aus den Karohemden herausgewachsenen Generation-Xler. Ein hübsch gelungenes Experiment, ein großes Vergnügen und gewiss eine der lohnendsten deutschsprachigen Popplatten des Frühjahrs. VÖ: 25.5.

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