Eric Dolphy – The Complete Prestige Recordings
Mit seinem Spiel konnte Eric Dolphy einen anrühren wie kein zweiter. Der 1964 verstorbene Klarinettist, Flötist und Saxophonist verfügte über eine so starke künstlerische Ausstrahlung, daß er den Aufnahmen anderer Bandleader selbst dann seinen unverkennbaren Stempel aufdrückte, wenn er nur als Sideman dabei war. So nimmt es auch nicht Wunder, daß auf der 9-CD Box mit den kompletten Dolphy-Aufnahmen für das Prestige-Label auch etliche LPs auftauchen, die unter anderen Namen veröffentlicht wurden. Insgesamt 18 Alben waren es, auf denen Dolphy als Chef oder Mitmusiker in den Jahren 1960/61 bei Prestige und dem Sublabel New Jazz zu hören war. Als schöne Edition, mit ausführlichem und reich bebildertem Buch versehen, sind diese LPs jetzt von Joe Tarantino exzellent remastered worden. Einziger Nachteil: Sich durch die ganze Musik von über zehn Stunden Spielzeit zu finden, ist eine Wissenschaft. Denn aus Kostengründen sind die 18 LPs auf neun CDs untergebracht. Der sichere Griff zur Lieblingsaufnahme fällt da natürlich schwer. Allerdings sind die Suchhilfen im Booklet ausgezeichnet und so ist die Sache leicht zu verschmerzen. Außerdem besticht das Beiheft — im Gegensatz zu anderen CD-Booklets — durch ein großzügiges Taschenbuchformat und lesbare Typographie. Neben den Abbildungen der Originalcover findet der Benutzer ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis sowie Titelindex, Bibliographie und Diskographie. Doch damit nicht genug. Weiter enthält das Buch ein Vorwort des Produzenten Eric Miller, einen biographischen Text des amerikanischen Jazzpublizisten Zan Stewart sowie kurze Einleitungen von Bill Kirchner zu den 13 Aufnahmesessions, denen die 18 Langspielplatten ihre Existenz verdanken. „Complete“ muß nicht immer gleichbedeutend mit wichtig oder gut sein. Doch soweit man das jetzt schon sagen kann, ist die Box mit Eric Dolphys COMPLETE PRESTIGE RECORDINGS die gelungenste Jazz Editon des Jahres 1996.
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