Essex Green – Cannibal Sea

Die Vorstellung, daß Popmusik Leben retten kann, ist romantisch und ungefähr so alt wie die ersten Aufnahmen Elvis Presleys, aber unter uns berufsbedingten Besserwissern mindestens so umstritten wie das große Buch der katholischen Kirche. Weit substantieller sind doch die Ideen von Essex Green: Warum nicht Leben jeden Moment ändern 9 Befreit Euch doch für ein paar Tage vom Joch der großen Stadt, erinnert den Rausaufs-Land-ldealismus der Sixties, respektive: Fahrt zur See, Kinder! Hochglänzende Zeitungen haben für solche Geschichten Wellness-Ressorts, in denen über „Körper“, „Leben“, „Gesundheit“ und „Psyche“ referiert und diskutiert wird, wir halten’s einfach mit der frischen Pop-Luft im Windschatten von Essex Green. Ein Songdutzend, das nur die allervorteilhaftesten Vergleiche sucht: „This Isn’t Farm Life“ verrät Menschen, die dreimal täglich Belle & Sebastian knutschen („Jonathan David“-Phase), „Don’t Know (Why You Stay)“ ist halb Ray Davies‘ „Lola“ und halb Shins und also eine Riesenkombination. Du atmest tief durch bei jedem Song und saust mit einem Jaguar E-Type durch ein 24-Seiten-Classic-Pop-Songbook mit allem drum und dran – vom countryfizierten Folk der Federgewichtsklasse („Rue De Lis“) bis zum munteren Mikro-Lalala („Snakes In the Grass“) mit Gitarren ca. „Paperback Writer“. Einwandfrei übersetzte 60s-Beat-Codes allüberall. Retro nenn ich sowas noch lange nicht. Essex Green spielen eben nur dort, wo Indie-Rock noch nicht Platz genommen hat, und befinden sich damit in ansprechender Gesellschaft von Ladybug Transistor, Ashley Park, Clientele, The Numbers und all den schönen Kindern der Nachmittagssonne. „Hello you lot. We love your new album. Tracy drove me mad singing bits of it all the time , schreibt Carey von der Band Camera Obscura auf der Myspace-Page von Essex Green. Camera Obscura werden ab sofort unter Beobachtung gestellt.

www.essexgreen.com