Evan Parker Transatlantic Ensemble – Boustrophedon
Zwei Schlagzeuger, zwei Bassisten, ein halbes Dutzend Bläser und neben einem Pianisten noch drei Streicher-das ist die nicht gerade alltägliche Besetzung des Transatlantic Ensemble, das sich 2004 der deutschen Öffentlichkeit in München vorstellte. Und weil man nicht alle Tage so eine hochkarätig besetzte Mannschaft zusammenbekommt, liefen die Bandmaschinen mit bei dem Improvisationsgefecht zwischen dem Alten Europa und der Neuen Welt. Aus den USA war Saxofonist, Komponist und Gründungsvater des legendären Art Ensemble Of Chicago, Roscoe Mitchell, angereist. Mit u.a. Craig Talborn und Jaribu Shahid hatte Mitchell einige Kombattanten seiner Note Factory Band mitgebracht. Erwartet wurden sie vom englischen Free-Saxofonisten Evan Parker samt seiner langjährigen Mitstrategen Barry Guy und Paul Lytton. Für dieses Gigantentreffen hatte Mitchell damals drei „Composition/Improvisation“-Sets im Gepäck. Parker hielt mit seiner achtsätzigen Suite „Boustrophedon“ dagegen. Fernab klassischer Koordinatensysteme wurde in München der Mutterboden des Jazz umgegraben. Von der ersten Minute an befindet man sich in einem spannungsgeladenen und vor allem abstrakten Unruhezustand. Nur einmal scheinen diese kammermusikalischen Interaktionen mit den sich ständig neu bildenden Konstellationen kurz vordem Kollaps zu stehen.Ansonsten herrscht eine (subversive) Intimität, bei der jeder einzelne Tonpartikel eine das gesamte Geschehen befruchtende Kraft besitzt. Und es ist ziemlich egal, ob man es bei diesen hochkonzentriert formulierten Konzepten mit Resten von Jazz oder von zeitgenössischer Klassik zu tun hat.
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