Extrablatt
Am 6. Juni 1929 soll in Chicago ein junger Mann namens Earl Williams (Austin Pendieton) gehenkt werden. Das Gericht hat ihn des Mordes an einem Polizisten für schuldig befunden. Im Presseraum des Gerichts drängen sich die sensationshungrigen Journalisten. Aber einer fehlt, der Starreporter Hildy Johnson (Jack Lemmon) vom „Chicago Examiner“. Hildys Chefredakteur, Walter Burns (Walter Matthau), hängt fluchend am Telefon und versucht verzweifelt, ihn zu erreichen, da er ein Extrablatt des „Examiners“ über die Hinrichtung plant.
Das ist der Anfang jener berühmten Reporter-Komödie des Autorengespanns Ben Hecht/ Charles McArthur, die Billy Wilder mit den beiden wohl größten Film-Komikern, Jack Lemmon und Walter Matthau, erneut verfilmt hat. Es ist die dritte Filmversion dieses Stoffes. Daß die Geschichte in den Jahrzehnten überhaupt keinen Staub angesetzt hat, wenn man sie heute im Kino sieht, verdankt sie Wilder und ihren beiden Hauptdarstellern. Was da an turbulenten Szenen und Gags ohne Pause über die Leinwand flimmert, ist schier unglaublich.
Wer seine Freude an „Is was Doc“ oder am „Rabbi Jakob“ hatte, muß sich diesen Film ansehen. Zumal hier das Genre „Komödie“ nicht auf eine neue Ebene gesetzt wird, oder die gebräuchlichsten Gags Revue passieren. Im Gegenteil, dieser Film ist so gestrickt, wie Tausende vor ihm. Daß es Wilder trotzdem gelingt, die Zuschauer unentwegt zu verblüffen, ist seine Kunst.
Die Handlung ist absolut banal: Hildy will die Geschichte für den „Chicago Examiner“ nicht mehr schreiben, weil er seine Verlobte Peggy Grand (Susan Sarandon) endlich heiraten will. Er hat vor, Chicago für immer zu verlassen und in Philadelphia für seinen Schwiegervater in einer Werbeagentur zu arbeiten. Wie es Walter Burns schließlich gelingt, Hildy doch noch aufzuhalten, wird an dieser Stelle nicht verraten. Nur soviel, daß eine Prostituierte mit goldenem Herzen (Carol Burnett), ein korrupter Sheriff, ein schwuler Konkurrent von Hildy und natürlich auch der Todeskandidat selbst unentwegt für Lacher sorgen.
Abweichend von der Originalfassung ist der Film für Deutschland durch die Synchronisation leicht aktualisiert worden, was nicht unbedingt nötig war. Aber es ist leider schon Gewohnheit bei der „Berliner Synchron Wenzel Lüdecke“ (sie haben die TV-Serien „Mit Tennisschläger und Kanonen“ und „Die Zwei“ mit Blödeleien aufgemotzt) geworden, bei den deutschen Synchronfassungen immer noch einen mit dem Holzhammer drauf zu geben. Kino-Fans dürfte das bei „Extrablatt“ etwas betrüben, da der Film somit nicht nur die Handschrift Billy Wilders trägt, sondern auch noch die der Berliner Eindeutscher. Schade!
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