Falco – Verdammt wir leben noch

Es ist definitiv die Zeit der Untoten. Modern Talking hampeln unter Ironievorbehalt, und bald wird man es als coole, augenzwinkernde Geste betrachten, wenn sich verblichene Popstars wegen der Vergehen an ihrem musikalischen Erbe im Grabe umdrehen. Die Wissenschaft hat festgestellt, bitte beliebige Namen einsetzen …… isn’t dead, just smells funny“. Dennoch: Für die Veröffentlichung von mittlerem bis minderwertigem Material, das zu Lebzeiten der Künstler nicht aus den Archiven gekommen ist. braucht es andere Rechtfertigungen als bei angejahrten Altstars,die- rein medizinisch gesehen – noch am Leben sind. Am besten, man schlägt reichlich Schaum um geldgierige, nicht autorisierte Leichenfledderer, legt selber Beweise für autorisiertes Erblassertum aus hehren Motiven vor und macht dabei so viel Lärm, daß die Frage untergeht, ob es denn noch wirklich Veröffentlichenswertes gibt. Denn Hans Hölzl hatte hoch gepokert: Immer schon war ihm die Attitüde wichtiger als seine Musik, doch gelang es ihm mit Hilfe von Hits immer wieder, das Image zu pushen – bis zu seinem künstlerischen Burn-Out die 90er kamen, in denen niemand mehr seine dekadente Kunstfigur sehen wollte. Falco selbst wußte wohl darum, weswegen auch ein fertiges Album fast zwei Jahre im Safe der Plattenfirma herumlag. Sein langjähiger Produzent Markus Spiegel wußte es besser und fand nun – nach der moralisch einzuhaltenden Schamfrist – immerhin neun dieser Songs posthumfürveröffentlichenswert. Zombiemusik at its best, zweifelsohne. Zu opulenten, optimistischen Hoppla-jetzt-kommich-Arrangements stotter-rappt sich der österreichische Falke durch Wehleidigkeit („Verdammt wir leben noch“), und Anbiederung („Europa“). Dieses Album wird dank dreier aufgemotzter Bolland-Aufnahmen und dem „Kommissar-Club-Mix“ vielleicht in die Charts gehen. Und wenn sich der Falke dabei im Grab umdreht, wird man sagen, er tanze.