Fall Out Boy – Infinity On High

Wie glamourös darf Punkrock sein? Wie hell darf’s vordem geistigen Auge glimmern und blinken, wenn die Gitarren flirren, die Drums pumpen und sich drei Akkorde zu einer Disconummervereinen? Fall Out Boy geben die Antwort. Und das, obwohl sie niemals eine ordentliche Punkband waren. Schon immer haben die vier Amerikaner mehr mit der weinerlichen Euphorie des Emocore geflirtet, als sich zurückzunehmen und aufdaszu besinnen, was Punkrock ausmacht: kurze Songs, rasante Riffs und wenig Brimborium. Richtig davon lösen konnten sich Fall Out Boy dennoch nicht. Auch auf ihrem vierten Album infinityon hich münden die Strophen immer wieder in schnelle mehrstimmige Refrains, die übers Gitarrenbrett wirbeln wie kleine Sturmböen. Doch im Unterschied zu Blink 182 und Green Day beschränkt sich das QuartettausChicago nichtaufden üblichen Mix aus Punk und Popharmonien. Fall Out 8oygehen einen Schritt weiter. So engagierte die Band neben Neal Avron auch R’n’B-Mann Babyface als Produzenten. Ungewöhnliche Wahl und Risiko zugleich. Denn wenn über den rauen Untergrund plötzlich Soul-Vocals gleiten, dürfte das selbst hartgesottene Fans irritieren. Bemerkenswert ist jedoch, dass in den schmalzigsten Momenten der Platte nicht einmal Babyface hinterm Produzentenpult saß, sondern Avron. Doch der Mut zu Pomp und Hochglanz trägt durchaus seine Früchte: Der Single „ThisAin’t AScene, It’s An Arms Race“ etwa stehen diefunkyGrooves gut zu Gesicht, und auch „l’m üke A Lawyer With The Way l’m AlwaysTryingToGetYou Off“, eine Art Boygroup-Hymneim Emo-Mantel, rauscht elegant am Ohr vorüber. Sogar Leonards Cohens „Hallelujah“ blieb von den stilistischen Eskapaden nicht verschont. Eindrucksvoll reiben sich beim KlassikerBalladenschmonzund Rumpelbeats aneinander. Puristen mögen angesichts einer solchen Dreistigkeit die Nase rümpfen: Doch solange Fall Out Boy dabei so raffiniert zu Werke gehen, kann man darauf pfeifen.

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