Farin Urlaub – Am Ende der Sonne

Dieser Mann besitzt einen schier unbändigen Mitteilungsdrang, nicht genug, daß er das Gros der Ärzte-Gassenhauer schreibt, jetzt macht er auch noch Soloalben – und das mit beträchtlichem Erfolg. Farin Urlaub verfügt über zwei scheinbar widersprüchliche Seiten: Zum einen geht er vorzugsweise ohne Begleitung auf ausgedehnte Reisen, liest, textet und komponiert im stillen Kämmerlein – zum anderen liebt er es, mit den Ärzten oder seinem Racing Team im Rampenlicht zu baden. Für seinen zweiten Alleinritt wählte er Songs aus, von denen er glaubte, sie selbst besser vertonen zu können. Abgesehen von Streichern, Bläsern [und Frauenstimmen] nahm er alle anderen Instrumente selbst in die Hand. Einige Songs, so etwa die Single „Dusche“ und „Wie ich den Marilyn-Manson-Ähnlichkeitswettbewerb verlor“, hätten bestens zu den Ärzten gepaßt – andere, die sich um Suizid oder Liebeskummer drehen, wären bei Die Ärzte [Fachgebiet: Schadenfreude] eher fehl am Platz gewesen. Genau wie die Titel, in denen Farin Urlaub ungehemmt menschelt, „Porzellan“ beispielsweise, das die Zerbrechlichkeit des Lebens behandelt. Irritierend sein „Immer Noch“, das stellenweise an die experimentelleren Nummern der Erzrivalen aus Düsseldorf erinnert. Musikalisch reicht sein Spektrum über große Hymnen und kleine Punknummern, von hartem Metal bis zu triumphalem Ska-Geschmetter. Als Reimer ist Farin Urlaub verglichen mit Max Herre, Kool Savas und den Beginnern eher ein Leichtgewicht, unbekümmert holpert er „ungenau“ auf „blau“ und „Meer“ auf „zuende war“. Ärzte-Fans werden wahrscheinlich auch diese Lieder lieben, alle anderen werden sich verwundert die Ohren reiben und fragen, was denn – bitteschön – das Besondere an dieser Platte ist. Stünde nicht Farin Urlaub drauf, wäre ihr Echo wesentlich verhaltener.

VÖ: 29.3.

www.farin-urlaub.de