Fearless :: Abgestürzt – Psychodrama der anderen Art
Seit einigen Monaten wird im Kino abgestürzt, daß sich die Tragflächen biegen: Nach dem Kannibalendramo „Alive“ und dem komödiantischen Dustin Hoffmann-Werk „Ein ganz normaler Held“ eröffnet der Australier Peter Weir („Green Card“ seinen Überlebenden jedoch ganz neue Perspekti ven. Max Klein (Jeff Bridges, i. Bild o.) ist einer der wenigen Passagiere, die sich aus den Trümmern einer amerikanischen Linienmaschine retten können. Ausgerechnet er, der stets von seiner Flugangst geplagte Architekt, bleibt im Augenblick der größten anzunehmenden Katastrophe ganz cool: Doch schon in den nächsten Minuten des verstörenden Dramas wird deutlich, daß dieser Max kein Held, sondern ein in eine Art Schockneurose getriebenes Opfer ist: Er hält sich fortan für einen unverwundbaren Erlöser, der alles schafft. Er kehrt zwar zu seiner Familie zurück, doch weder zu seinem Sohn noch zu seiner Frau (Isabella Rosselini, u. l.) kann er das ursprüngliche Vertrauensverhältnis wieder herstellen. Max hat überlebt, aber er ist ein Fremder geworden. Doch keine Angst: was in der Beschreibung ein bißchen schwerfällig klingt, erscheint auf der Leinwand als logische und spannende Folge eines Unglücks, das glücklicherweise nur von wenigen Menschen erlebt wird. Regisseur Peter Weir hat mit Überlebenden von Katastrophen dieser Art gesprochen und deren Leidensweg verfolgt: Tatsächlich ist es oft so, daß aus dem Glücksfall der Rettung auch eine Belastung werden kann. Wenn jemand in der Lage ist, diese paradoxen Gefühle in einer Figur mit Leben zu füllen, dann Jeff Bridges: Er ist der Star des Films, der Rosie Perez (u. r.) — auch sie eine Überlebende des Flugzeugabsturzes, die dabei ihr Baby verlor — und Isabella Rosselini geradezu unhöflich deutlich an die Wand spielt. Mit leerem Blick und fahrigen Gesten versucht er, sein Leben nach dem „Tod“ wieder in den Griff zu bekommen. Daß er das schließlich schafft, dürfte keine große Überraschung sein, denn auch „Fearless“ gehört bei allem Problembewußtsein zum Unterhaltungsangebot aus Hollywood. Daß der Film aber lange Zeit als Unikat funktioniert, als eine Geschichte, die man so noch nie im Kino gesehen hat, das ist wirklich ein kleines Wunder.
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