Fight Club
In THE GAME federte David Fincher Abstieg eines seiner Identität beraubten Mannes noch mit Netz und doppeltem Boden ab. FIGHT CLUB, nach dem Roman von Chuck Palahniuk, kennt keine Kompromisse mehr: Alles, was der Konsum- und Informationsgesellschaft heilig ist, wird in diesem Bildersturm bisweilen buchstäblich durch den Wolf gedreht. Das beginnt mit subversiven Prügeleien der beiden Hauptfiguren, steigert sich mit der Gründung des Fight Clubs, in dem sich junge Erfolgsmenschen die Fressen zu Matsch hauen (wenn man sich schon schlecht fühlen muß, dann soll man wenigstens wissen, warum) und findet in der mutwilligen Apokalypse seine religiös verklärte Erfüllung. Unklar bleibt, ob alles nur eine von chronischer Schlaflosigkeit bedingte Einbildung des von Edward Norton phänomenal gespielten Erzählers ist, oder tatsächlich von dem diffusen Guru Tyler (Brad Pitt mit kübelweise Charisma) angezettelt wurde. Wenn Fincher in seiner provokativen Komödie die Ikonographien und Götzen der TV-Generation zusammenwürfelt, auf den Kopf stellt, mit ihnen spielt. Fausthiebe tatsächlich in Körper eindringen läßt und auch sonst alles in Frage stellt, was das Leben zum Millennium vermeintlich lebenswert macht, reißt er dem Zuschauer radikal den Boden unter den Füßen weg und hält uns hämisch den Spiegel vor: Sind wir nicht alle ein bißchen Fight Club? Eine gemeine Frage. Denn der Segen ist auch Fluch, aus der Freiheit erwächst hier Faschismus, weil nur Konformität und Gehorsam die Leiden des Individualisten lindern kann. Wie es sich für ein Meisterwerk gehört, ist FIGHT CLUB, dieser perverse Abgesang auf die Ruine der Zivilisation, kontrovers, widersprüchlich und ganz schön krank. Mehr Worte sollten über den vielleicht besten Film des Jahres nicht verloren werden. Denn die erste Regel des Kampfvereins lautet: Don’t talk about Fight Club.
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