Foyer Des Arts – Von Bullerbü Nach Babylon
Der erfrischend skurrile Max Goldt hat sich Zeit gelassen, beinah zuviel. Der Zug hat gerade den Bahnhof verlassen, die Talfahrt beginnt, die ndW wird den Winter möglicherweise nicht überstehen.
Foyer Des Arts alias Max Goldt & Co. haben mit VON BULLERBÜ NACH BABYLON allerdings eine Art Notbremse gezogen. Das Album schlägt alle neu-deutschen Versuche des letzten Jahres an Witz und Frische. Ich kann mich in der Tat nicht erinnern, wann ich zuletzt über einen Songtext gelacht habe. BULLERBÜ macht da auf einen Schlag gleich mehrere Jahre weit.
Wirklich unglaublich, mit wieviel sprachlicher Musikalität Goldt einen eigentlich „unsingbaren“ Text behandelt: „Hier links ist eine Kirche, sie wurde erbaut in der Vergangenheit von einem Baumeister aus dem Sauerland, insbesondere sonntags wird sie von gläubigen Erlangern gern besucht, das religiöse Leben in Erlangen ist breit gefächert und sehr interessant.“ Er holt hier nicht nur eine Melodie heraus, sondern macht das Ganze dazu mit einem sauberen Disco-Beat tanzbar. Und darin bringt er dann noch eine ungefähr fünfköpfige plappernde Menschengruppe unter…
Aber damit nicht genug. Goldt hält sich nicht ausschließlich mit der deutschen Sprache auf. Er holt weit aus, greift tief in die Instrumentierung und zaubert ein paar äußerst passable Titel aus dem Hut. Gefühlvoll, beinah Soft Cell-Qualität, keine Spur von Topfdeckelgeklapper: Foyer Des Arts können weitaus mehr, als eine „Königin auf Rädern“ zu besingen. Wem der Titel geläufig ist, der weiß, in welche Richtung Foyer Des Arts etwa die Hälfte der Stücke dirigieren.
Der Rest bringt wahrscheinlich für jeden Überraschungen: Eingängig, harmonisch! Beste Titel ohne Frage „Trends“, “ … die Äpfel werden wieder birnenförmiger, Keramikvasen gehen jetzt wieder viel leichter kaputt“ und „Handtaschenräuber“, das eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe verrät. Ich sage nur: Schein-Asylanten und Hubschrauber-Einsatz.
Und wenn „Max Goldt Junior“ auf Seite eins quäkt: „Geil Mutti, was?“, dann habe ich dem nichts mehr hinzuzufügen.
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