France Gall – En Allemand
Die Reanimation und Auswertung des schon lange dahingeschiedenen Telefunken-Labels rückt auch zahlreiche Schlagerinterpreten wieder ins rechte Licht. Wer jetzt ein ironisch-doppelsinniges Wortspiel raushört, liegt allerdings falsch. Niveau und Talent des deutschen Schlagers lagen in den Swinging Sixties doch bedeutend höher, als später. Neben ihrer amerikanischen Kollegin Peggy March gehörte Frankreich-Import France Gall zu den wichtigsten Pop-Beat-Exponenten. Schon von ihrem Grand Prix-Siegertitel von 1965, Serge Gainsbourgs „Poupee De Cire“, entstand mit „Das war eine schöne Party“ eine von France angenehm in deutsch interpretierte Fassung. Doch so richtig klappen wollte es mit dem deutschen Schlager erst knapp zwei Jahre später, nachdem die platinblonde Tochter des bekannten Komponisten Roger Gall erst die Plattenfirma und dann die Hauskomponisten wechselte. Mit Coverversionen wie „Die schönste Musik, die es gibt“(„Music To Watch Girls By“), vor allem aber mit der Carneval in Rio-Hymne „A Banda“ führte das knapp 20-jährige Hippiegirl im Carnaby-Street-Outfit monatelang die deutschen Single-Charts an. Eingedeutschte Versionen von französischen Gall-Originalen „Haifischbaby“ („Bebe Requin“), aber auch deutsche Originalkompositionen wie „Love, Lamour, Liebe“,“Hippie, Hippie“,“Alle reden von der Liebe“ spiegelten auf erfrischende Weise den Zeitgeist wider, freilich ohne Revoluzzer-Attitüde. Dafür war France zu sehr Teenageridol, das mit hipper Kleidung und toppen Frisuren zumindest den Mode-Trend diktierte. Fortan nahm Mademoiselle an den ab 1969 wieder jährlich stattfindenden Schlagerwettbewerben teil und ergatterte mit „Computer No. 3“, „Ein bißchen Goethe, ein bißchen Bonaparte“ und „Dann schon eher der Pianoplayer“ jeweils vordere Plätze. Anfang der 70er Jahre geriet France Gall bis zu ihrem Comeback mit „Ella, Elle L’a“ im Jahre 1988 zumindest rechts des Rheins in Vergessenheit.
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