Frankie Miller – Standing On The Edge
Eric Burdon, Joe Cocker und jetzt Frankie Miller: Nach längeren Durststrecken „auf Reserve“ nehmen diese großen Rock-Sänger von gestern wieder einen Schluck aus der vollen Pulle. FM jedenfalls liefert sein schnörkellosestes Album seit Jahren ab. Verdammt (hoffentlich in alle Ewigkeit) sind die in Sachen Miller von Beginn an nervtötenden Sirupgeigen, auch auf Bläser wurde diesmal verzichtet.
Produzent Barry Becker! – nicht immer ein Glücksfall – hat hier klug aufgeräumt. Schotten-Frankie wird begleitet von den Muscle Shoals-Musikern Pete Carr und Wayne Perkms (g), David Hood (b) und Roger Hawkins (dr). Gast an der Gitarre: Chris Spedding. Und diese alten Hasen spielen auch mal nicht nur ihre Routine aus und herunter, sondern marschieren frisch und saftig.
Zehn Songs. Davon kommen „To Dream The Dream“ (der einzige, sehr dezente String-Synthi ist zu verschmerzen) und „Angels With Dirty Faces“ semi-akustisch im Mitteltempo – und Jealousy“ ist ein sich selbst verzehrender Sechs-Steme-Schleicher. Der komplette Rest zeigt in modifizierter Stretch-/Stones-/Seger-/ Free-Manier nach vorn: Der gute Hardrock ist wieder da, selbstverständlich fernab von Heavy Metal.
Der Kratzhals aus Glasgow ist stimmlich in Bestform, mit einem Kehlkopf voller Risse. Übel: Der Text von „Don’t Stop“, einem abstoßenden Macho-Erguß (dabei geht’s, wie nachzulesen ist, auch anders). Einige der Kompositionen verraten Spuren bereits von Miller verwendeter – und von Bob Seger übernommener Muster. Was aber nicht unbedingt negativ zu Buche schlägt, da die Rosinen herausgepickt wurden.
Eine Tour-Band scheint laut Coverangabe vorhanden, möge die EMI sie baldigst herankarren. Und: Kandidatur für die Rocknacht! Denn was uns Mr. Sick Prick James als „Einheizer“ zumutete, schafft ein Frankie Miller nicht nur mit links, sondern ganz ohne Hände.
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