Franz Schöler – High Fidelity für Einsteiger
In erweiterter und angeblich überarbeiteter Zweitauflage kosten diese beiden Bücher insgesamt DM 23,60; prozentual gesehen also sehr wenig im Vergleich zu den Preisen, die man (vielleicht aufgrund der Bücher) für die entsprechenden HiFi-Komponenten bezahlt.
Daß die Anschaffung der Bücher trotzdem nur sehr bedingt lohnt, liegt wohl am Autor, der stets dann, wenn Rock und HiFi aufeinandertreffen, berufen wird/sich berufen fühlt, eben darüber zu schreiben. Die daraus resultierende journalistische Überlastung, nachzuprüfen zwischen „Playboy“, HiFi Exklusiv“, „Zeit“, „Klangbild“, „Stereo“ u.v.a., führte offenbar zur vorliegenden Schlamperei: Vieles wird auf S. 175, danach auf S. 217 nochmals wie brandneu verklickert; thematisch wird mal vor-, mal zurückgegriffen, was unweigerlich zur Verwirrung des Lesers führt; auf S. 253/Einsteiger-Band kündigt der Autor an, nachfolgend seien Platten aufgeführt, die ob ihrer Qualität zu Lautsprechertests benutzt werden könnten – doch es folgt: NICHTS! Meine persönliche Empfehlung hierzu: Der Song „Spanish Town“ von Garland Jeffreys LP GHOSTWRITER, wegen der Instrumentierung und der unbeschnittenen Bässe!
Wenn man schließlich bemerkt, daß Franz Schöler seine beiden Bücher größtenteils aus unredigierten Artikeln der Zeitschrift „Klangbild“ übernommen hat, dann wundert auch das miese Lexikon der HiFi-Begriffe am Ende des Einsteiger-Bandes nicht mehr: „Antenne“ wird erklärt, was jedoch „Clipping“ bedeutet (der Autor benutzt den Begriff laufend), findet man nicht. Kurz: „Clipping“ bedeutet Zischeln/Krachen im Mittelhochton-Bereich aufgrund eines durch hohe Lautstärke oder sehr dynamisches Programm-Material überbeanspruchten Endverstärker-Lautsprecher-Gespanns; der Verstärker ist nicht mehr in der Lage, zur Spannung die adäquate Stromleistung bei gegebener Boxen-Impedanz abzugeben.
Grundsätzliches Manko der beiden Bücher ist – neben fehlender methodisch-didaktischer Linie die schlichte Tatsache, daß der Einsteiger-Band für Einsteiger zu hoch und der Aufsteiger-Band für Aufsteiger zu flach ist Da dürfen Lautsprecher-Entwickler ungeniert ihre eigenen Prinzipien anpreisen, da vermittelt der Autor den Eindruck, nur mit moving coil-Tonabnehmern sei optimale Klangqualität erreichbar (wobei der Autor die Vorzüge des magnetischen Tonabnehmers Sonus Dimension 5 kennen dürfte!). Interessanter als Reproduktion bekannter Tatsachen dürften in einem Aufsteiger-Band solche Diskussionen sein: Inwieweit ist eine grundsätzliche Drehung der Boxen nach innen (bis zu 45 Grad) sinnvoll; was bringt ein Sub-Woofer (nämlich verbesserte untere Mitten!!!); wie wirken diverse Plattenteller-Matten?
Tip an Interessenten: Zum Einsteigen in HiFi die vier Heftchen „DHFI-Ratgeber 1 -4“ des Verlags G. Braun, Karlsruhe (zus. DM 10,-) bestellen. Zum Weiterlernen regelmäßig eine Fachzeitschrift lesen: Entweder „Stereo“ (manchmal durchwachsen) oder „Klangbild“ (wird immer besser und Franz Schöler ist hier gut aufgehoben) oder gar „HiFi Exklusiv“ (zwangsläufig elitär). Und die dringende Bitte an jemanden wie Joachim Stiehr oder Prof. Heinrich Williges, mal ein HiFi-Buch zu schreiben.
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