Funk/Soul

Hätte sie der rapide Kurssturz ihrer Aktien nicht aus allen Träumen gerissen (Power Light und Electric Universe gaben unterhalb der Platin-Marke ihren Geist auf!), ich glaube, Earth, Wind & Fire hätten sich zu einem bequemen Dinosaurier-Dasein durchgerungen – und Maurice White bis ans Ende seiner Tage nicht zu seiner ersten Solo-LP. Die ist nun unter uns, Maurice White (CBS FC 39883), entstanden unter Beihilfe von zwei britischen Co-Produzenten, ausgestattet mit gleich mehreren Beiträgen anderer Autoren und alles in allem längst nicht so komplex und konstruiert wie die letzen E,W & F-Sets. (Es beginnt schon beim Cover, von dem uns kein astrales Panorama entgegenprangt, auch keine ägyptischen Piktogramme, sondern Maureeece wie er leibt und lacht!).

Klammern wir „Believe In Magic“, das sich wie ein Überbleibsel der Electric Universe-Sessions anhört, einmal aus, dann hat White Distanz zu E,W & F gesucht und gefunden. Star-Tracks sind hier fraglos die beiden elegant exekutierten Midtempo-Balladen „I Need You“ und „Lady Is Love“; auch der Entschluß, Ben E. Kings „Stand By Me“ zu covern (an dem sich von Cassius Clay bis Carl Carlton schon so mancher vergriffen hat!), ist ihm hoch anzurechnen.

Daß daneben alerte Party-Jams wie „Switch On Your Radio“ für einen Mann wie White überraschend unspektakulär klingen, nun – wie hat sein Manager unlängst doch so schön gesagt: „we may notmake a lotof money, but we’// have fun!“ Das zumindest ist hier keine Sekunde lang zu überhören! (3) Einige Wünsche offen läßt auch Jennifer Hollidays Say You Love Me (GEF 26564). Wie bereits bei ihrem Maurice White-produzierten Debüt wird auch hier ein Riesenaufwand betrieben – darauf läßt schon die Einberufung von Prestige-Produzenten wie Tommy Li Puma, George Tobin, Arthur Baker und Michael Jackson schließen. Aber zu selten widerfährt der Stimme der Lady Gerechtigkeit, denn einmal mehr gibt es nichts, was ihrer Powerhouse-Performance von „And I Am Telling You l’m Not Going“ (aus dem schwarzen Broadway-Blockbuster „Dreamgirls“) das Wasser reichen könnte.

Die unglaubliche Kraft und Kontrolle ihrer Stimme macht sich Arthur Baker bei „No Frills Love“ gekonnt zunutze, einem wie entfesselt losbrausenden Hook-Song, bei dem mit Jennifers Vocals für meinen Geschmack etwas zuviel getriggert und getrickst wird.

Der Bakerbeat kurbelt auch die Single „Hard Time For Lovers“ recht effektvoll an; DJ. Rogers „Say You Love Me“ (auf dessen 76er Set On The Road Again ein zweieinhalbminütiger Gospel-Taifun!) wird hier zu einer in plüschige Strings eingebetteten Edelballade umgearbeitet – just what the doctor ordered, möchte ich meinen! Auch der hoffnungslos verklärte Michael-Jackson-S/otv/e „You’re The One“ gibt eine gute Figur ab.

Sequenzer-Sprinter wie „I Rest My Case“ sind Soundtrack-Munition von Pointers/Patti Labelle-Zuschnitt und schlicht unter Jennifers Würde; überhaupt scheint ihre Stimme bei einigen Uptempos hier einfach nicht ihren Platz zu finden! (4) Nach ihrer in allen Disziplinen kompetenten Jukebox-LP bleibt einem beim neuen Set von Clevelands Dazz Band – Hot Spot (RCA ZL 72391) – einfach nichts anderes mehr übrig, als Katastrophenalarm zu läuten. Als ich sie vor ein paar Monaten traf, kündigte ihr Anführer Bobby Harris einen Song an, der für dieses Album geplant war, „Why Can’t I Get On MTV“; davon hat er als Produzent (wie konnte ihn Motown bloß dazu autorisieren?) nun die Finger gelassen, stattdessen gibt es hier Tracks wie „S.C.L. & P.“ (steht für „Style, Class, Looks & Personality“ – hat natürlich nichts von alledem!) oder die von Kreissägen-Gitarren zermalmte Single „Hot Spot“. „Paranoid“ gibt sich mit seinen heftigen Fairlight-Gewittern zunächst als veritable „Let It All Blow“-Kopie aus, aber wie so oft: Herein hechtet die

Rock-Gitarre, herauf hüpft die Nadel!

Auch wenn die zwei Balladen „Slow Rap“ und „When You Need Roses“ keinem Vergleich mit „Heartbeat“ (der Krönung von JUKEBOX!) standhalten – im Rahmen dieser Platte fallen sie auf wie ein Erzbischof im Eros-Center! (2) Die Frisco-Funfcsfer von Collage geben auch auf ihrem dritten Album, SHINE THE LIGHT (Constellation/TSR 330801), eine attraktive, angenehm ausbalancierte Vorstellung, der man anmerkt, wie deutlich der Schatten der Whispers und Shalamar (von ihrer Friends und Three For Love-Ära) über sie gefallen ist.

Produziert von zwei altgedienten Solar-Sidemen, Dana Meyers und William Zimmerman, klingt vor allem „Step Right Up“ wie ein modernisierter Leon Sylvers Synth-Soul-Dancer, perfekt mit Howard Hewett-Vocal-Impressionen, locker tanzenden Moog-Bässen und leichtfüßigen Rhythmus-Gitarren. Bei „Romeo Where’s Juliet?“ annektieren sie eine Yarbrough & Peoples „Don’t Stop The Music“ täuschend ähnliche Bass-Line, aber es ist der träumerische Falsett-Drifter „Winners And Losers“, der hier das Rennen macht.

Mit „Shine The Light“ und „Here And Now“ halten sie dann noch zwei patente, proper instrumentierte Downtempo-Jams parat – trotzdem werde ich bei Collage das Gefühl nicht los, daß sie eher bereit sind, sich dem Markt zu unterwerfen, den Solars erste Garnitur okkupiert, als sich einen eigenen heranzuziehen. (3) Wer einen reifen und rentablen Synth-Funk-Set sucht, der halte sich an das Debüt von Cameo-Aussteiger Charlie Singleton, Modern Man (Arista AL8-8389). Alles im Alleingang produziert, programmiert, geschrieben, gesungen und gespielt, oft eher Jam & Lewis als Cameo-verwandt (der Minneapolis Drum-Sound!), ist Modern Man die Art von Album, das sich einige Zeit lang nach Singles ausplündern läßt Der Opener „Make Your Move On Me Baby“ zeigt die Richtung an – ein robustes, rationelles Stück Heavy Duty-Funk, bei dem Singleton seine dünne, aber durchschneidende Stimme clever zur Geltung bringt. Das über eine metronomisch pochende Synth-Bass-Line gezimmerte „This Town“ neigt sich in Richtung Jesse Johnson/The Family; „Money Won’t Change Me“, ein Seitenhieb auf Hollywoods Party-Jet Set, und „When I Drive“ sind zwei kurvende Electro-Jams. Mit „It Only Hurts When l Breathe“ schließlich schillert uns hier noch eine prachtvolle B-Boy-Ballade entgegen.

Zu einer Zeit, in der One-Track-Alben die Regel zu werden scheinen, ist Singletons Solo-Start nur um so willkommener! (4) Maxis! Eddie Murphy: „Party All The Time“ (CBS). Kann Eddie Murphy singen? Kann Mr. T steppen? Kann Stevie Wonder sehen? Die Antwort ist in allen drei Fällen die gleiche. Da hilft auch kein „written, arranged & produced by Rick James“ weiter, jedenfalls nicht, wenn nur ein Standard-Stone City Band-Groove herausspringt, respektive Stick Ricks „Sam-Bangl-Thank You Mam!“-Lyrics. Auf die Party hier hätte sich Eddie besser nicht eingeladen? (2) Mantronix: „Needle To The Groove“ (Sleeping Bag). TeuflischerThrowdown, gemixt zwischen Cameos „Single Life“ und „Fly Girl“ von den Boogie Boys. Würde mich nicht wundern, wenn sich dieser Seaf Box-Breaker des „Fresh Is The Word“-Teams in ein paar Monaten zu einem Street-Smash von „Fly Girl“-Proportionen mausert! (5) Vlkkl Love: „Stop Playing On Me“ (Forth & Broadway). Ein Dancefloor-Delight wie schon „Loveride“, mit seinen polternden Drum-Computern, paradierenden Synth-Bässen und einer potenten Melodie auf gleicher Wellenlänge wie Shannons „Stronger Together“. (4).

Mac Mac with The Jamalott Kingdom: „Let Me Take You Home (Lisa Lisa)“ (Music Works). Nach Füll Force‘ „Girl If You Take Me Home“ bereits der zweite answer-record auf Lisa Lisas „I Wonder If I Take You Home“-Electro-Monster. Auch wenn Mac Mac Stein und Bein schwört „l’mnotaguy for one-night Stands“, glaub ihm kein Wort, Lisa Lisa! Seine Platte gibt dazu jedenfalls keinen Anlaß! (2).

L.J. Reynolds: „Look What Your Love Has Done For Me“ (Fantasy). Nach zwei überschwenglich begrüßten Solo-Sets fällt es etwas schwer, den Ex-Dramatics-Mann bei diesem Standard-Club-Cut im „Carribean Queen“-Tempo zu erdulden. Die Balladen-Rückseite ist es hier, die den angebrochenen Nachmittag rettet: fächelnde Strings, federleichte Drums, flüssiges Piano-Backing – alles, was L.Z. braucht, um das Optimum aus dieser Kreation der Winans-Brüder herauszuholen. (4) (Alle Import-Maxis u.a. über TSR, Wiesenstr. 31, 6054 Rodgau, 06106/2051-55)