Funk/Soul

Sich da einzuklinken, wo sie mit Between The Sheets aufgehört haben, bemühen sich Isley, Jasper, Isley bei Caravan Of Love (Epic EPC26656) – einem Set, bei dem der jüngeren Hälfte der Isley Brothers eingeleuchtet zu sein scheint, daß niemand gewillt ist, sich noch ein zweites mal mit nutzlosem Rock-Funk-Tand im Stil ihrer letztjährigen Broadways Closer To Heaven-LP abzugeben. Für ihre grausame Garderobe scheinen sie sich bis heute nicht zu genieren, aber all das sollte den Blick auf zumindest vier der besten Isleys-Songs der letzten Jahre nicht verstellen. Nämlich die C/aprrac/t-Ballade „Insatiable Wornan“ mit ihrem schier unaufhaltsamen Fluß von Falsett-Harmonien; der von Ernies „Summer Breeze“-Solo-Gitarre eröffnete Soul-Drifter “ I Can Hardly Wait“; „Liberation“, das von einem Killer-Baß-Riff angekurbelt wird und uns zurückwirft in ihre „Fight The Power“-Ära; und schließlich das Titelstück, konkurrenzlos in seiner schwelenden Schönheit, dazu mit Statements, die direkt aus Curtis Mayfields Früh-70er Songbook stammen könnten. (4) Ihr Revival von „Are You Ready?“ – wüste Hi-NRG-Rock-Disco, wie sie uns sonst die Pointers um die Ohren schlagen – hätte Warnung genug für die neue Staple Singers-LP sein müssen; trotzdem – einen Schock hat es mir schon versetzt zu registrieren, wie tief Pop, Cleo, Yvonne und Mavis bei The Staple Singers (Epic EPC 26537) gesunken sind.

Ihre Produzenten, Mike Piccirillo und Gary Goetzman, haben ihnen zwar vergangenes Jahr mit „Slippery People“ den Eintritt in die 80er Jahre verschafft, aber als Soul-Supervisor im eigentlichen Sinne taugen sie nicht. Immerhin lassen sich zwei Tracks herausdestillieren, nämlich das von Pop gesungene „Start Walkin'“ und die Moog-Baß-akzentuierte Midtempo-Ballade „Love Works In Strange Ways“. Daß Mavis und ihre Schwestern stimmlich voll in Schuß sind, daß sie sich mit ihren Proklamationen (hoch an Moral und dem klerikalen Humanismus der King/Abernathy-Prägung) kaum von ihren Statements wie „Respect Yourself“, „Be What You Are“ oder „Touch A Hand, Make A Friend“ absetzen – all das wird hier unter charakterlosen Dance/Rock-Playbacks völlig verschüttet. (2) Ex-Prince-Paladin und „Purple Rain“-Showstealer Morris Day hat zwar seinen Bruch mit dem Minneapolis-Mob vollzogen, aber wie etwa auch Jesse Johnson spielt er bei seinem Solo-Start, The Color Of Success (WEA 925 320-1), ein ebenso smartes wie sicheres Blatt aus. Richtig in Fahrt kommt Day erst bei „The Oak Tree“, mit seinen naß klatschenden Monster-Drums und ein paar gut gesetzten Synth-Riffs.

Seite 2 bietet mehr. „Love Sign“ ist spröder, symetrisch geschnittener Minneapolis-Funk; „Don’t Wait For Me“ eine schwergewichtig instrumentierte Midtempo-Ballade; „Love/Addiction“ setzt mit seinen welligen Synth-Grooves und wuchtigen Chorus-Parts einen markanten Schlußpunkt. Trotzdem rangiert bei Color Of Success zu oft Konfektion vor Klasse. (4) Nicht so recht abheben will auch Patti Austins Getting Away With Murders (WEA 925276-1), ein Set, für den die jahrelang von Quincy Jones protegierte Lady mit Jimmy Jam& .,, Terry Lewis, Monte Moir, Tommy LiPuma und Russ Titleman gleich vier Top-Produzenten zusammengetrommelt hat. Vor allem letzterer wurde wohl des MOR-Kontingents zuliebe eingeschaltet, dessen sich Patti sicher sein kann.

Für Titlemans Tracks spricht hier am wenigsten: „If I Believed“ ist eine flache, farblose Bei-Air-Pop-Bal/ade; „Talkin‘ Bout My Baby“ ein blasses Stück Neo-Motown. Auch die Jolley & Swain-Kreation „Honey For The Bees“ als Single zu litten, war eine wenig glückliche Entscheidung, denn einem Alison Moyet-Lückenbüßer kann eben auch eine Patti Austin nicht mehr viel abringen!

Matchwinner sind Monte Moirs Midtempo-Extravaganza „Only A Breath Away“ und „The Heat Of Heat“, bei dem sich Jam & Lewis nicht nur wegen der wundervoll eingewobenen Streicher von ihrem Standard-Sound lösen. Aus dem selben Atelier stammt auch die dekorativste Ballade hier, „Summer Is The Coldest Time Of Year“.(3) Die von Kashif entdeckte, von seinem „New Music Team“ produzierte Family-Band The Wootens tritt bei ihrer Debüt-LP – The Wootens (Arista AL-8-8242) den Beweis für die These an, daß jeder, der mit dem Mann in Berührung kommt, unweigerlich sein Phrasing, sein Programming, seinen kompletten Produktionsstil übernimmt. Der ganze Set ist vollgepackt mit soliden Kashif/Lillo Thomas-Vocal-Impressionen und schwerfällig hin- und hertorkelnden Moog-Baß-Grooves.

In einem Rutsch konsumiert etwas ermüdend, aber auf einzelnen Tracks lohnt es sich hier schon zu konzentrieren: Die Single „Do I Do“ ist ein verdammt cleverer Dancer, „I Know You Know“ und „Waitin‘ For You“ können ebenfalls als patente Club-Cuts passieren, werden aber weit übertroffen von „The Indigo Jam“, einem agilen Instrumental, insistierend funky und mit hübschen Sax- und Synth-Solo-Parts ausgeschmückt.(3) Maxis! Eugene Wilde:“Don’t Say No Tonight“ (Philly World). Sanft streichelndes, Soul-starrendes Lamento, mit dem der Philly-Papagallo allerdings so dicht auf Tuchfühlung geht mit seiner Soul-Nr. 1 „Gotta Get You Home Tonight“, daß die Suche nach Differenzen zwischen beiden Platten zur puren Haarspalterei ausartet.^) Charelle: „You Look Good To Me“ (Tabu). Kapitaler Jam & Lewis-Knaller, komplett mit Gap Band-gerechten Drum und Piano-Breaks und einem hysterisch skandierten Singalong-Chorus im Schlußdrittel. Ihrem Club-Killer „I Don’t Mean To Turn You On“ völlig ebenbürtig.(4) Slave: „Jazzy Lady“ (Itchiban). Mark Adams Mob, der in den letzten Jahren einen horrenden Blutzoll zu bezahlen hatte (bedingt durch die Abgänge von Steve Arrington, Wayne Foote und Charles Carter), findet sich jetzt bei einem Atlanta-Independent wieder, aber sonst gibt es nicht viel Neues von der Slave-Front. Die vorauszusehende Heavy-Funk-Ration, zusammengekettet von einem feisten Baß-Groove, etwas desorganisierten Vocal-Sätzen und Phaser-verzerrten 70er Jahre-Gitarren. Typischer Slave-Stomp.(3)(/4//e Import-Maxis u.a. über TSR, Wiesenstr. 31, 6054 Rodgau, 06106/2051-55)