Funk/Soul

Tut gut, sie wieder oben schwimmen zu sehen, die Brothers Johnson, wenngleich ihr OUT OF CONTROL-Comeback (A & M LH 64965) nicht unbedingt zu der Attraktion geworden ist, für die es die Soul-Soiree gegenwärtig hält.

Ohne Quincy Jones, dafür – zwei Tracks lang – mit Leon Sylvers, haben George und Louis Johnson ihren Sound mit einer ganzen Batterie elektronischer Keyboards aufgeladen – was dazu führt, daß sie stellenweise wie eine „Solar-Band klingen, von Louis stechenden Baß-Slaps einmal abgesehen.

Nicht immer wird der steife und symetrische Funk der Beiden von wirksamen Melodien zusammengehalten, wie sie etwa“.You Keep Me Coming Back“ oder „Lovers Forever“ besitzen – daß es daneben aber noch Platz für Stücke gibt, die völlig aus der Reihe tanzen, ist die angenehmste Überraschung auf OUT OF CONTROL. Vor allem“.Tokyo“ ist da zu nennen, ein intrikates Jazz-Instrumental und „Let’s Try Love Again“, eine brauchbare Ballade, bei der Joyce Kennedy die Lead-Vocals übernimmt.

Alles in allem kein neues BLAM oder LOOK OUT FOR No. 1, eher die längst fällige Neuorientierung (3).

Ergiebigere Platten als Alicia Myers I APPRECIATE (MCA 5485) hat uns 1984 bislang kaum gebracht! Alicia war ja bis vor vier Jahren Lead-Sängerin bei AI Hudsons One Way. und Detroits Soul-Patroullie hat ihr auch bei ihrem dritten Solo-Album unter die Arme gegriffen (One Way-Bassist Kevin Mc Cord als Produzent, AI Hudson und Irene Perkins als Songwriter).

„You Get The Best From Me“ und „Appreciation“ eröffnen diese LP, beide mit a cappella-lntros, wie sie seit Jocelyn Browns „Somebody Eise’s Guy“ wieder en vogue sind, und beide mit insistierenden grooves und unauslöschlichen Refrains, ehe „Say That“ Seite 1 beschließt – die Art von Ballade, die man nur mit einem Sechserpack Kleenex übersteht.

Seite 2 ist besser, mon dieu. noch besser! „My Guy“ (nicht der alte Mary Wells-Herzensbrecher!) singt die Lady mit ihrer dunklen, Gospelgetönten Stimme zu einem böigen Midtempo-Beat; „Just Can’t Stay Away“ ist säkularisierter Gospel; bei „Just Praying“ wird ihre Stimme von einem mächtigen Background-Chor gestützt – und „Dont Do Me This Way“ schließlich ist eine weitere ihrer unendlich langsamen und verklärten Balladen.

Nein, es gibt wirklich nichts, was ich hier auszusetzen hätte. I APPRECIATE. Alicia – durch und durch! (6).

Prince und Rick James haben ihre Mädchen-Gruppen – und nun steht auch Andre Cymone nicht mehr ohne da. Sein Trio Infernale hört auf den Namen The Girls. besteht aus Shelia Rankin, Germain Brooks und Doris Ann Rhodes und tritt bei GIRL TALK (CBS BFC 39414) mit gleich acht Cymone-Originalen ans Licht.

Ich kann mir nicht helfen, aber Cymone hätte gut daran getan, auch mal auf andere Songwriter zurückzugreifen, statt den Dreien mit seinen immer gleichen, beängstigend anonymen Songs zu kommen.

Von einer Ausnahme abgesehen, sind alle Tracks Uptempo-es reicht von dem synthetischen Bubblegum-Funk von „Woman And Men“ bis zu dem Motown-Ersatz-Pop von „My Man“ – und einige Vocal-Performances weisen hier doch alarmierende Schwächen auf. vor allem die, bei denen Doris und Gemain tead singen (3).

Neue Maxis! Glenn Jones: „Show Me“ (RCA). Wunderbar! Glenn, den wir seines letztjährigen „Im Am Somebody“ wegen in bester Erinnerung behalten haben, gleitet mit seiner ins Falsett reichenden Stimme über einen diskret instrumentierten, quälend langsamen rhythm-track, daß einem fast das Herz stehenbleibt. Singles wie diese sind selten geworden auf 12-Inch-Format (5).

Carrie Lucas: „Summer In The Street“ (Constellation). Carrie, die Frau von „Solar-Chef Dick Griffey. hat sich ziemlich rar gemacht bis zu diesem, um, ein cleveres Synthi-Hook herum konstruierten Electro-Dance-Track. Möchte wissen, warum erwachsene Frauen wie Carrie Lucas heute mit aller Gewalt jünger klingen wollen als sie eigentlich sind? (3) Jocelyn Brown: „Pickin‘ Up Promises“ (Easy Street). Von der armen Jocelyn sind gegenwärtig ein gutes halbes Dutzend Singles im Umlauf, die alle eines gemeinsam haben: Sie datieren vor „Somebody Elses Guy“ zurück und hätten ohne diesen Senkrechtstarter wohl nie das Licht der Welt erblickt! (3) Pure Energy. „One Hot Night“ (Prism). Pure Energy sind ein recht verläßliches Rudel aus New Jersey und fielen bislang vor allem mit „Breakaway“ und „Love Games“ auf. Ich nehme an, daß sie mit „One Hot Night“ ihre Vorgänger glatt ausstechen, schon allein der Abmischung wegen, die so trendy und elastisch ist, wie wir es bei einem M(orales) & M(unzibai)-Mix voraussetzen durften! (4) (Alle Import-Maxis u. a. über TSR; Lessingstr. 2: 6053 Obertshausen; 06104/41919)