Funkstörung – The Return To The Acid Planet

Das ist schon irgendwie mutig. Wenn man sich vor Augen hält, wie lang die Halbwertszeit einer aktuellen 12″ mit elektronischer Musik in einem DJ-Koffer eigentlich ist, daß „alt“ in der Elektronik nicht zwangsläufig „retro und damit postmodern“ bedeuten muß, dann ist The Return To The Acid Planet eine irgendwie mutige Platte. Aber fangen wir ganz von vorne an: Vor zehn Jahren haben Michael Fakesch und Chris de Luca ihre ersten Tracks auf Bunker Records, dem Label der Holländer Unit Moebius, und dem Sublabel Acid Planet veröffentlicht. Das waren über 50 Tracks auf sechs Mini-LPs, auf denen die legendäre Roland 303 Bassline und die Roland 808 Drummachine den Ton angaben. Ein Jahrzehnt später kehren Funkstörung mit einem Retro-Acid-Album zurück. Vielleicht geschieht hiermit zum ersten Mal in der neueren elektronischen Musik das, was im Rock gang und gäbe ist: Eine Band nimmt ihre alten Sachen neu auf (hat jemand „Nena!“ gerufen, nein?). Aber The Return To The Acid Planet ist kein nostalgischer Retro-Scheiß, kein Kraftwerk-Mix. Fakesch und de Luca haben die alten Tracks gesampelt, neue Sounds aus Nachbauten der alten Hardwareinstrumente hinzugefügt und auf diese Art die -verdammt nochmal- unterhaltsamste Elektronikplatte des Jahres aufgenommen. Es quietschen die Acid-Lines zwischen irren Breaks, Windungen und Verschlingungen von Aphex-Twin-Format. Dieser Acid-Trip hat nichts mit den mittleren dekonstruktivistischen und den zuletzt „poppigen“ Funkstörung zu tun. So gesehen ist der Schritt zurück für Fakesch und de Luca ein Schritt nach vorne. The Return To The Acid Planet gibt es „nur“ als Doppel-Vinyl und als Download im „iTunes Music Store“. Auch damit bauen die beiden Rosenheimer eine Brücke zwischen gestern und morgen. Das Heute, die CD, gibt es diesmal bei Funkstörung nicht. VÖ: 13.6.

www.funkstorung.com