Gang Starr – Moment Of Truth

Mag sein, daß die Parole aus den Ohren heraushängt. Doch wenn überhaupt jemand von „keeping it real“sprechen darf, dann dieses sturmerprobte Duo. Über zehn Jahre hinweg waren und sind DJ Premier und Guru ihre eigene Szene, weder Teil der hippiesken Native Tongues-Idee, noch Gangsta- und schon gar nicht Pop-Rap. Dal? der Respekt, den dieser künstlerische Eigensinn verdient, sich nicht in Zahlen niederschlägt, mußten sie während dieser langen Zeit bitter lernen: obwohl weltweiter Inbegriff von HipHop-Qualität, gelangte keines ihrer fünf Alben in Edelmetallnähe. Nach drei Jahren und einer durch Gurus launiges Temperament bedingten längeren Funkstille zwischen den beiden Egos gibt es endlich wieder HipHop-Klassik. Denn da die Finanzen beider Künstler nicht wirklich gefährdet sind, Guru an einer Fortführung seines folgenschweren Jazzmatazz-Projekts arbeitet und Premier mit hunderten von Produktionsjobs ausgelastet ist, gibt es keinerlei Grund, das Konzept Gang Starr aufzuweichen. Neu ist allerdings die beteiligte Posse, nicht mehr die eigenen Ziehkinder Jeru oder Bahamadia kommen zu Wort, sondern ein bunt gewürfelter Haufen, Scarface, Wu-Tangs Inspectah Deck, M.O.P. und eine Handvoll unbekannter Namen. Dabei beschleicht einen durchaus das Gefühl,daß diese Gäste nur eingesetzt wurden, um die Überlegenheit von Gang Starr zu zeigen, denn keine der Kollaborationen kann daseingespielte Miteinander aus Gurus samtiger Tiefe und Premiers filigranem Plattenspielerjazz ankratzen. Gurus möglicherweise in diese Richtung gewandte Textzeile dazu: „We thought you brought your best lines/but they couldn’t touch mine/so better luck next time“.