Kommen Künstler in die Jahre, dann scheint eine Komplett-Retrospektive unausweichlich. Gary Numan wurde diese Ehre schon zweimal zuteil. Doch just ist der Elektronik-Veteran ein halbes Jahrhundert alt, startet die fröhliche Re-Edition erneut mit seinem Durchbruchswerk von 1979. Und wie das heutzutage so üblich ist, ergänzen nicht bloß ein paar Bonustracks das einst mit zehn Songs bestückte Original, sondern gleich eine zweite CD. replicas redux expanded Edition 2008 nennt sich das immerhin um 17 zusätzliche Titel erweiterte Set futuristisch. Wenig verwunderlich, warum ausgerechnet Numans drittes wie auch letztes unter dem Logo Tubeway Army erschienenes Album erneut zuerst im Fokus steht. Auf keinem der fortan unter dem Namen Gary Numan herausgegebenen Nachfolger gelang dem Millionärssohn ein ähnlich eingängiger Stil zwischen Glam-Rock-Reminiszenz und Electronik-Eskapismus. Spiegelte der fatal unterkühlte Endzeitcharme, der sich wie ewiger Permafrost durch roboterhafte Diskotheken-Kracher wie „Me! I Disconnect From You“, „Down In The Park“,“Praying To The Aliens“ und „You Are In My Vision“ fraß, wunderbar die distanzierte Aufbruchsstimmung der ausgehenden 70er-Jahre. Vor allem aber entwickelte sich Numans erste Nummer-1-Single in Großbritannien, „Are Friends Electric?“, zum Sample-Dauerbrenner, dessen signifikante Sequenzerflächen in den vergangenen 30jahren in einem runden Dutzend Pop- und Club-Hymnen auftauchten -am erfolgreichsten zuletzt2002 im Bastard-Pop-Hit“Freak Like Me“ der englischen Girlgroup Sugababes. Doch auch Numans damals oft kopierter Cover-Look-schwarze Hauteng-Kluft zu platinblonder Bürste- ist auf Pariser und Londoner Laufstegen gegenwärtig wieder en vogue. Außerdem gab es seither keinen Briten mehr, der so drollig versuchte, David Bowies Berlin-Trilogie zu interpretieren. Unterschätzen sollte man Numan allerdings nicht. Bewog doch replicas wochenlange Dauerstellung auf Nummer eins der britischen Charts Ultravox dazu, nach drei Gitarren-Alben ähnlich synthetisierten Bombast zu erforschen. Außerdem wird Numan heutzutage von Liam Howlett, Nine Inch Nails‚ Trent Reznor und Marilyn Manson als Pionier des Digital-Zeitalters verehrt.

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