Gary US. Bonds – Dedication

Jutta wal mal wieder die Erste gewesen. Sie hatte jemandem von der Plattenfirma eine Vorauskassette aus dem Kreuz geleiert, und die spielte sie nun jedem übers Telefon vor, wobei man hinter ihrem Beigeisterungsgeschrei kaum etwas von dem mitbekam, was sie einem so überaus beredt ans Herz legen wollte. Da hatte ein gewisser Gary US. Bonds eine Platte aufgenommen, die war ganz wahnsinnig, absolut irre, Mann, sowas hast du noch nicht gehört, hör doch mal ist das nicht scharf…

Wir wissen natürlich, daß Gary US. Bonds, ein farbiger R’n’B-Sänger aus Jacksonville, Florida, gerade kürzlich, d. h. vor ziemlich genau 2 0 Jahren, mit „Way Down Yonder in New Orleans“ und „Quarter To Three“ zwei Monster-Hits zu beiden Seiten des Atlantik landen konnte, daß man fortan jedoch nichts mehr von ihm gehört hatte. „New Orleans“ und „Quarter To Three“ waren beides laute, aufreizend rhythmische Rock’n’Roll-Nummern in einem deftigen, bewußt ungeschliffenem Party-Sound, hervorragend geeignet als Konzertzugaben für traditionsverbundene Rock’n’Roller der Neuzeit wie Bruce Springsteen, der jahrelang seine Auftritte mit „Quarter To Three“ beendethatte.

Springsteen war es auch, der Gary Bonds wieder aus der Versenkung hervorgezerrt und vor Studiomikrofone geschleppt hat. Und der die gesamte E Street Band mit ins Studio gebracht hat, der Miami Steve Van Zandt das Album produzieren ließ und der gleicht drei neue Songs extra für Bonds geschrieben hat. Und der singt, Leute, Bruce Springsteen singt

auf dieser Platte, und zwar nicht nur Background Vocals, nein, auf zwei Titeln sogar Soloparts, ist das nicht zu verschärft?!

Senkt die geputzte Nadel Eures Plattenspielers in die Einlaufrille und schon geht es grandios ab mit „Jole Blon“, einer Bombennummer, auf der ihr das erste (und bessere) der beiden Bonds/Springsteen-Duette hören könnt. Es folgen die drei Springsteen-Kompositionen, „This Little Girl“ und „Dedication“ ganz im Stil der bereits erwähnten Monster-Hits, etwas Tex-Mex-Sound und viel Rhythm’n’Blues (oder Soul, wie Ihr wollt), dazwischen die melodisch schönste Komposition, „Your Love“, mit wunderbaren Bläsersätzen. Solche gibt es auch noch auf den Balladen des Albums: auf Just Like A Child“ und auf Steve Van Zandt’s „Daddy’s Come Home“. Drei aufregende Coverversionen enthält die Seite 2. Bob Dylans „From A Buick 6“: piain old Rock’n’Roll, dann eine erstaunlich überzeugende, soulige Fassung von Jackson Brownes „The Pretender“, und schließlich mein derzeitiges Lieblingsstück der LP: Lennon-McCartneys It’s Only Love“ – da ist nun wirklich die Gänsehaut angesagt, so geil ist das gesungen.

Was soll ich noch mehr erzählen zu Gary US. Bonds DEDICATION, Ihr könnt’s Euch wohl selbst zusammenreimen: eine fabelhafte Stimme plus Klassesongs plus Spitzenmusiker plus exzellente Produktion – ob man das nun als „phänomenal“ oder als „sehr gut“ bewertet, ist doch wurscht.