Gate – Welldone

Vor mehr als fünf Jahren, in einem schäbigen Club im deutsch-bayrischen Grenzgebiet, begeisterte mich spontan ein Quintett, das es großartig verstand, auf der Bühne zwei gänzlich verschiedene musikalische Welten kompositorisch zu vereinen, die für mich bis dato als unvereinbar galten. Gate aus Düsseldorf spielten einen Mix aus Led Zeppelin und Gentle Giant, sprich eine intelligent angelegte, melodisch und rhythmisch teilweise höchst komplizierte/ komplexe Musik, indes mit Biß und Power vehement vorgetragen. Der Prototyp der Kopf- und Bauchgruppe: Für mich damals das Nonplusultra.

GATE LIVE (1977) und RED LIGHT SISTERS (Ende des gleichen Jahres) wurden, trotz Rockpalast und Brain-Festivals und vielen Club-Gigs und Festivals keine Super-Seller.Wie auch Cry Freedom und Octopus, mit denen man in den Anfangstagen cooperierte, haben sich Gate zwischen Flensburg und Garmisch einen Status erspielt, der ihnen seither als größte Hürde bei ihrer Arbeit im Wege steht: Nich mehr als klein und noch nicht groß, irgendwo dazwischenhängen, ein Zwischenstadium, das bei vielen Bands leider schon zur qualvollen Endstation wurde.

Dieses in der Luft hängen, dokumentiert auch die lange Wartepause bis zum neuen, dritten Album WELL DONE. Mit Achim Zech für Manos Tsangaris am Schlagzeug hat nach 6 (!) Jahren die erste Umbesetzung bei Gate stattgefunden. Die Musik hat dadurch ihre Überraschungsmomente verloren, die vor allem durch das zündende, äußerst niveauvolle und inspirierende Zusammenspiel der Brüder Manos und Angelos (Baß) herrührten. Schade auf der einen Seite, erfrischend für das Gruppenkonzept auf der anderen: Man hat die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt, spielt gradliniger, schnörkelloser, guten Rock eben, mal Hard, mal mit Roll. Keyboardpassagen, so sparsam sie immer eingesetzt wurden bei Gate, gehören der Vergangenheit an. Die Gitarren stehen im Vordergrund (Manfred Schröpfer und Martin Köhmstedt), sorgen für differenzierten Rhythmus, saubere, kraftvolle Licks, zweistimmige, fast akrobatisch zu nennende Solofic/uren. Horst Kamp, einst ein Rollensanger par excellence, paßt sich trotz seiner unorthodoxen Stimme dem neuen Konzept gut an. Der „Exhibitionist“ und das ruhigere „Who’s Got The Key“ mit schönem Gitarrenintro mögen als Anspieltips genügen. Ein Gag am Rande: die Reggae-Version des guten, alten „Hang On Sloopy“. Jene, die aufgrund dieser Bearbeitung indes einen Braten riechen wollen, meinten den Gates unterstellen zu müssen, krampfhaft trendy sein zu wollen, denen sei der Wind von vornherein aus den Segeln genommen: Die Nummer spielen sie seit rund drei Jahren schon live im Offbeat.