Genesis – Wo Can’t Dance
Wenn Bands wie Genesis ihre wellweite Anhängerschaft gleich mehrere Jahre auf ein neues Album warten lassen, schüren sie gegensätzliche Erwartungshaltungen: Während ein Teil der Fans schlich! eine Variation dessen verabreicht bekommen möchte, was ihn in der Vergangenheit begeisterte, sucht ein anderer nach jener besonderen Innovation, die die lange Wartezeit rechtfertigen könnte.
Rutherford, Banks und Collins werden mit WE CANT DANCE beiden Gruppen durchaus gerecht. Zwar dauert es bis zum vierten Track, ,1 Can’t Dance“, bis der Hörer zum ersten Mal wirklich überrascht wird (vom Song-Intro mit einem Gitarrenriff in Keith Richards-Manier nämlich), aber je länger und intensiver man dieses Album hört, desto deutlicher wird, daß sich doch einiges getan hat im Genesis-Lager.
Nach dem stromlinienförmigen, Hitradio-gerechten Pop der letzten Alben geht die Tendenz nun zum Epischen. Musikalische Ideen werden in aller Ruhe und mit enormer Sound-Delikatesse entfaltet und ausgespielt. Die Texte (überwiegend von Collins) beschäftigen sich zumeist mit typischen Midlife-Themen: mit persönlicher Schuld und Verstrickung — und wie man mit all dem zu leben lernt.
Von zwei ambitioniert konstruierten Instrumental-Possagen in den überlangen Nummern .Living Forever“ und .Fading Lights“ abgesehen, wird ausgesprochen songdienlich musiziert, auf spektakuläre Gimmicks zugunsten feingewobener Arrangements verzichtet.
Mit seinem narrativen Charakter, der Atmosphäre der Nachdenklichkeit in fast ollen Songs und seinem edlen Sound-Ambiente weist dieses Album allerhand Parallelen zu Stings SOUL CAGES auf; eine sehr erwachsene Platte, an der sich die Geister durchaus scheiden dürften.
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