Gentleman & The Far East Band – Live

„Cologne, it’s so nice to be here again“, ruft Gentleman alias Tilmann Otto. Der Kölner könnte das genau so gut auf Kölsch sagen, doch er hat die klüngelnde Domstadt hinter sich gelassen und ist zum Vollzeit-Rastafari geworden. Dennoch ist die Wiedersehensfreude mit seiner Heimat auf dem Live-Doppel-Album deutlich spürbar. Gentleman schafft es mit seinen spirituell befeuerten Schaukelsongs, den Gig in ein Jah preisendes Reggae-Sunsplash zu verwandeln. Kölsche Jecken werden eine gewisse Humorlosigkeit bemängeln, doch die macht der Rasta vom Rhein mit Begeisterung und Ernsthaftigkeit wieder wett. Mehr als die Hälfte seines Lebens beschäftigt sich der 29-Jährige mit dem Roots-Reggae. Die Vinylsammlung seines Bruders entzündete Gentlemans Leidenschaft: Mit 17 flog er in die Karibik und verinnerlichte Religion sowie Patois-Dialekt. Zurück in Deutschland tourte er mit Silly Walks Movement und dem Freundeskreis. Seinem etwas konstruiert wirkenden Debütalbum Trodin On von 1999 folgte zwei Jahre später das flüssige, stilistisch breiter angelegte Journey To Jah, das immerhin sechs Monate in den deutschen Charts verbrachte. Das Live-Album belegt nun anschaulich, wie tief Gentleman in seine neue Identität eingestiegen ist, Rasta-Vokabular kommt ihm so überzeugend über die Lippen wie karibische Gesangsmelodien. Die Leipziger Far East Band begleitet ihn mit fröhlichen Wipp-Rhythmen, groovenden Saxofonklängen und gefühlvollen Backing Vocals. Bei aller Schizophrenie, die seine doppelkulturelle Existenz mit sich bringt, muss man Gentleman eine hohe Glaubwürdigeit und eine Menge musikalisches Talent attestieren. Dieser Mann lebt seinen Traum.

>>> www.journeytojah