Gib die Dinge der Jugend mit Grazie auf! :: von Volker Lechtenbrink
Memoiren des Schauspielers
Er hat das Leben bis zur Neige genossen und fast ebenso viel aufgegeben: das Saufen, das Singen, das Prahlen, das Becircen, das Provozieren, das schnelle Autofahren. Volker Lechenbrink war das Wunderkind des deutschen Films, nachdem er 1959 in Bernhard Wickis Kriegsfilm „Die Brücke“ gespielt hatte. Er lernte die Großen des deutschen Nachriegs-Kinos kennen und gab in den 60er-Jahren auf der Bühne und im Fernsehen den blonden Jungspund, eroberte im Sturm und Drang das Tournee-Theater, sang in den 70-er Jahren deutsche Fassungen der Lieder von Kris Kristofferson und hatte 1980 einen Hit mit dem gebrummten Sprechgesang „Ich mag“.
Vor allem aber war Lechtenbrink ein Mann, der die Frauen liebte (und den die Frauen liebten). In seinem ankedotischen Rückblick erinnert sich der Hallodri liebevoll an Hildegard Knef und Horst Frank, an Theo Lingen und Gustav Knuth, an Gene Krupa, Karl Paryla und Lilli Palmer, seine Arbeit mit Peter Maffay und seine Fernsehsendung mit Anthony Quinn. An der Schreibmaschine in Südfrankreich – im Zweifel über den Fortbestand seiner großen Liebe – memoriert er heiter-melancholisch die Döntjes eines langen Schauspieler-Lebens und reflektiert die Eitelkeit des Mimen und das Volatile von Freundschaften im Gewerbe. Und was soll man sagen: Auch als nicht vollkommen vertrauenswürdiger Zeuge einer versunkenen Ära ist Volker Lechtenbrink ein wahrer Verführer. (Hoffmann & Campe, 302 S., 20 Euro)
Arne Willander
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