Gila – Night Works
Als im Sommer 1973 beim deutschen Ableger des amerikanischen Mediengiganten Warner Bros. Gilas legendäres Konzeptwerk BURYMY HEARTATWOUNDEDKNEE erschien,entdeckte der „Musikexpress“ „feine Musik, bei der man große Namen im Kopf hat“. Auch der Rest der bundesdeutschen Presse lobhudelte, doch im Sommer folgenden Jahres war eine der aufstrebendsten und interessantesten neuen Bands – zu diesem Zeitpunkt war von der Urbesetzung nur noch Gitarrist und Sänger Wolf Conrad „Conny“ Veit, Enkel des legendären deutschen Schauspielers Conrad Veit („Das Kabinett des Dr. Caligari“), mit von der Partie – über dem Jordan. Nicht erst seit Julian Copes Buch „Krautrocksampler“ werden die beiden regulären Alben der 1969 aus einer Stuttgarter Polit-Kommune hervorgegangenen Formation zu Höchstpreisen gehandelt. Der psychedelisch angehauchte, mit reichlich Hall, Echo, Mellotron und Wah-Wah gespickte Space-Electro-Rock des Quartetts duftet auch noch heute reichlich nach Patchouli-Öl und Sandelholz-Räucherstäbchen. Nicht nur in der Ära von Afghanen-Pelzjacken, indischen Flatterhemden und langen Matten suggeriert der offene Jam-Charakter Gilas den ultimativen Klangtrip zu den Sternen oder ins unerforschte Selbst. Umso erfreulicher ist, wenn nach 28 Jahren unveröffentlichtes Material ans Tageslicht gelangt: Am 26. Februar 1972 waren Keyboarder Fritz Scheyhing, Bassist Walter Wiederkehr, Schlagzeuger Daniel Illuno und Conny Veit Gäste der WDR-Radio-Kultshow „Nachtmusik“. Eine knappe Dreiviertelstunde lang spielten Gila unbekanntes Material – nicht gerade üblich in der Pionierzeit deutscher Musikkultur. Nicht nur deshalb muss man die sieben Tracks (u.a. „Braintwist“, „Trampelpfad“, „Viva Arabica“), wie immer vom Bochumer Spezialisten-Label Garden Of Delights toll und informativ verpackt, als absolute Kostbarkeit betrachten. Die technisch nicht immer ganz einwandfreien Aufnahmen wurden aufs Sorgfältigste entrauscht und schonend bearbeitet, um höchsten Klanggenuss zu erzielen. Der Schlusstitel „The Needle“ fiel leider fehlender Sendezeit zum Opfer und liegt nur als knapp einminütiges Fragment vor.
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