Gilbert O’Sullivan – Live In Tokyo
Manch eine[r] wird sich jetzt fragen: Den gibt es auch noch? Aber klar! Die Aufnahmen zu dieser Live-DVD entstanden zu-m größten Teil vor einem Jahr in Tokio. In Japan hatte der Sänger auch dann noch Erfolg, als ihn in Europa und den USA niemand mehr hören wollte. Zuletzt machte er Anfang der Neunziaer Schlagzeilen, als er gegen Rapper Biz Markie wegen ungeklärter Samples vor Gericht zog. Jetzt ist man in Großbritannien drauf und dran, die siebziger Jahre zur Kultdekade zu erklären. Punk ist out, stattdessen werden peinliche Liebtingsplatten abgefeiert, darunter auch O’Sullivan-Aufnahmen wie „Get Down“. Die Newcomer The Feeling haben bestimmt von ihm gehört, vielleicht sogar Belle & Sebastian und die Amis von Midlake. Und Space Kelly coverte gar einen Song von ihm. Der Ire könnte also eine unerwartete Renaissance erleben, deshalb erscheint seine DVD vorsichtshalber auch bei uns. Sie ist kurios. Das Ambiente im Saal erinnert an die Ausstattung von llja Richters „Disco“ oder der des „Musikladens“. Neben dem Sänger und Pianisten stehen ein weiterer Keyboarder, ein Mann an Saxofon und Flöte sowie zwei Chorsängerinnen auf der Bühne. Die spartanische Besetzung erzeugt eine steife Atmosphäre, die sich durch das brave Verhalten des sitzenden Publikums nicht gerade auflockert. Gut, dass der bald 60-jährige O’Sullivan wenigstens ab und zu Stücke auf Lager hat, bei denen er nicht wie der irische Udo Jürgens wirkt. Die vom Delta-Blues beeinflusste Nummer „Stick In The Mud“ sticht heraus, ebenso die Country-Adaption in „Hold On To What You Got“ und das Disco-Stück „Say Goodbye“. Als Zugabe gibt es Mitschnitte zu sehen, die bei einem anderen Konzert mit Orchester und Band entstanden sind. Und siehe da: Im großen Rahmen kommt der grundsätzlich hörenswerte Songschreiber wesentlich besser zur Geltung als beim Auftritt in Minimalbesetzung. Kurios, wie gesagt.
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