Gnoomes

Ngan!

Rocket Recordings VÖ: 16. Oktober 2015

Drei junge Russen spielen verstrahlten Krautrock mit Shoegaze-Tendenzen – und nennen es „Stargaze“.

Die Industriestadt Perm liegt ca. 1100km östlich von Moskau, an einem Ableger der Wolga namens Kama. Außer Erdölgewinnung und der Herstellung von Triebwerken scheint dort nicht viel zu gehen – aber drei junge Bewohner ebendieser Stadt haben die relative Isolation Perms als Inspiration genutzt, um eine Platte zu machen, die sich wie eine nicht enden wollende Straße vor dem Hörer her windet.

Die Reise beginnt mit einem delikat gezupften Akustik-Intro, das nach und nach in einen krautigen, einlullenden Jam mündet. Die erste gesungene Zeile könnte ein Springsteen-Zitat sein („Fuel’s injected, ready to go“), die Kombination aus Hall und jungenhaften Harmonien ist definitiv bei Animal Collective/Panda Bear-Chef Noah Lennox abgeschaut. „Roadhouse“ heißt der Opener, der gleichzeitig das Herzstück des Albms ist: über 15 Minuten spielen sich Alex, Pavel und Dmitriy in einen Rausch, der Bass ist mal melodisch, mal kaum mehr als Drone, und die gegen Ende eingesetzte, auf liebenswerte Art billig klingende Drum-Machine verrät eine gewisse Techno-Affinität – die im vierten (und letzten) Song, dem 14-minütigen „My Son“ nochmal aufgegriffen wird. Die zwei Songs dazwischen wirken neben diesen ausufernden Epen etwas schmächtig, haben aber auch etwas zu bieten: „Myriads“ erinnert an die alten, knarzigen Deerhunter, während das zugegebenermaßen ziemlich schief gesungene und rumpelige „Moognes“ mit ein paar makellosen My Bloody Valentine-Gedächtnisriffs um die Ecke kommt.

Natürlich ist es im Breitband-Internet-Zeitalter nicht mehr sonderlich überraschend, dass eine Band aus einem popkulturellem Bermuda-Dreieck (nichts für ungut, Perm) aus dem Stand so eine geschmackvolle Platte hinzaubern kann. Erfreulich ist es trotzdem.