Go Plus – Largo
Direktoren raufen sich den speckigen grauschwarzen Haarkranz, Sekretärinnen blicken starr vor Schreck von der Schreibmaschine auf und der Arbeitslosigkeit entgegen, Hausmeister waten in einer Flut unverkaufter Wienerwürstl, die in klebrigen Beige matt vorsieh hin schimmeln – „Was ist los an Hamburgs Schulen?“ titelt die Morgenpost. Nur einige dickliche Mathe-Streber und peinliche Sport-Angeber bevölkern den Pausenhof, der musikalischere Rest wurde von Plattenfirmen aufgekauft. Mit dem Erscheinen Tocotronics auf der Szene vor dreieinhalb Jahren setzte eine Heimat-Hausse ein, wie sie seit den Tagen deutscher Wellen niemand mehr gesehen hat. Plötzlich versuchten sich alle an Gitarren-Pop-Rock in flapsigem deutsch und durften Platten machen, egal wie erbärmlich die Ergebnisse waren. Mit am längsten hat das Label „V2“ gesucht und ist nun bei einem via Indie-Reputation geerdeten Trio namens Go Plus fündig geworden. Trotz „KittyYo“-Anbindung und Tobias Levin-Produktion bleiben die drei aber auf halbem Weg in Richtung „Blumfeld“ hängen und verstricken sich zwischen den Härten deutscher Sprache und dem souligen Fluß englischen 80s-Pops. Einerseits ohne ungekünstelte Direktheit, andererseits ohne poetischen Weitblick verharrt die Lyrik von Pit Przygodda in einem unglücklichen, unfertigen Schwebezustand, der den teilweise schick segelnden Sound zu oft seiner Wirkung beraubt. Animiert von XTC halten Go Plus reif die Balance zwischen Sound und Melodie, was phasenweise recht nahe an perfekten Pop führt. An anderen Stellen fehlt er jedoch noch, der letzte Kniff, der dem Trio das Etikett „große Hoffnung“ verschaffen würde – bleiben wir bei „Hoffnung“ und warten auf die textliche Erleuchtung.
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