Götz Alsmann – Mein Geheimnis
Bekanntermaßen sammelt Götz Alsmann alte Melodien wie andere Leute Briefmarken. Vorrangig sind das solche aus jenen Zeiten, als man sich noch unter den Nierentisch saufen konnte. Bei allem Forschungsdrang, der da bei dem promovierten Musikwissenschaftler Alsmann immer wieder durchkommt, gibt er uns mit seinen Fundstücken dann den klassischen Entertainer mit Frechdachs-Appeal. Aber das mittlerweile seit einer gefühlten Ewigkeit. Denn ob auf der Fernseh-Showbühne, im Radio und im Aufnahmestudio – überall müssen die flockigen Mambo-, Jazz- und Swing-Rhythmen her, um die vergessenen Wirtschaftswunder-Schlager deutscher Mundart zu rekonstruieren. Warum sollte das jetzt anders ein? Schließlich waren Götz Alsmanns Markenzeichen und seine bisherigen sechs Alben auch der Grund, warum nun sogar die Chefetage des legendären Jazz-Labels Blue Note auf den Entertainer aufmerksam geworden ist und ihn als ersten deutschen Solokünstler unter Vertrag genommen hat. In dem Fall, dass selbst ehemalige Blue-Note-Heroen wie etwa Herbie Hancock noch mit CD-Freiexemplaren über die Label-Politik auf dem Laufenden gehalten werden, dürften diese sich nun mächtig die Ohren reiben. Nicht, weil sie jetzt erstmals jazzoide Liedchen hören können, die das historische Gedächtnis (sehr zu Recht) getilgt hat. Ob das dahinschwofende „Der blaue Montag“, die 1953er-Nummer „Kokettier nicht mit mir“ featuring Annett Louisan oder das folkloristische „Letkiss“ als potenzieller Vorläufer des „Ententanzes“. Der musikalische und musikantische Geist, der quer durch dieses Album weht, ist so zugeknöpft und konservativ, wie Götz Alsmanns dauersäuselnder Sprechgesang irgendwo zwischen altbackener Keckheit und verklemmter Erotik stecken geblieben ist. Aber es soll ja andererseits auch Leute geben, die immer noch für Konrad Adenauer und Heinz Erhardt schwärmen.
>>> www.goetz-alsmann.de
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